Privates ·Tagesnotizen 2016

Was schön war diese Woche

Insgesamt war es eine seltsame Woche, ohne dass ich genau sagen könnte, woran das gelegen hat. Aber natürlich, wenn ich genauer hinschaue, gab es wieder Schönes.

Da ich diesen Wochenrückblick ja immer Samstags halte, geht die Woche mit dem vergangenen Sonntag los und da war aus meiner Sicht der Wahlausgang in Österreich schön. Schön im Sinne von: zumindest im Bundespräsidentenamt sitzt für den Moment kein rechter Populist. Dass der rechte Populist immerhin 46 Prozent der abgegebenen Stimmen erhalten hat und süffisant meinte, er könne ja bei der nächsten Wahl wieder antreten, jung genug sei er ja, finde ich beunruhigend und nicht schön.

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Auch diese Woche ist es uns gelungen, Zeiten freizuhalten, in denen wir hier »adventet« haben. Gemütliches Beisammensein, Kerzenschein, Stollen, Gespräche und diese Woche haben wir nach langer Zeit mal wieder die Gesellschaftsspiele ausgepackt. Favoriten hier sind übrigens: Eckolo, Qwirkle und »Die Siedler von Catan«, die vermutlich jeder in Deutschland kennt und schon gespielt hat.

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Den Dezember nutze ich gerne, um die Newsletter, die ich erwünscht oder unerwünscht zugeschickt bekomme, zu sichten. Newsletter-Versender schicken nämlich gern vor dem Weihnachtsfest nochmal (mindestens) einen, auch die, die eher unregelmäßig Newsletter verschicken.

Bei jedem Newsletter der im Dezember bei mir in den Mail-Postfächern auftaucht, überlege ich, ob ich den zukünftig wirklich noch bekommen möchte, und wenn nicht, wird gnadenlos SOFORT abbestellt. Also kein »Ich warte mal noch ein, zwei Newsletter ab und entscheide dann«, oder »ich probiere es nochmal ein Jahr«. Wenn ich nicht spontan und eindeutig mit »Ja« antworte, fliegt der Newsletter raus.

Das funktioniert ganz gut und mit jeder Abbestellung mehr, steigt die Vorfreude auf ein leereres Postfach ab Januar und über die eingesparte Lebenszeit, die nicht mehr mit unnützen Newslettern vertan wird. Es ist übrigens ganz erstaunlich, wie viele Newsletter sich übers Jahr neu ansammeln. Dabei abonniere ich höchst selten mal Newsletter. Jedes Mal, wenn ich diese Woche also auf einen »unsubscribe«- oder »abbestellen«-Link in einem Newsletter geklickt habe, habe ich gedacht: Schön, wieder einer weniger!

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Aus der ARTE-Mediathek habe ich den Film »Hedi Schneider steckt fest« mit Laura Tonke und Hans Löw angeschaut. Was für ein toller Film! Schwieriges Thema, gespielt mit wehmütiger Leichtigkeit, berührend, lustig, phantasievoll, und ohne je komplett ins Lächerliche oder Alberne abzugleiten. Besonders gut hat mir gefallen, dass in den »glücklichen« Momenten unterschwellig immer das abgründig Traurige und Bedrohliche mitschwingt, was die Wirklichkeit von Menschen mit Angststörungen und/oder Depressionen gut abbildet. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal sagen würde, einen Film über diese Thematik zu sehen, war schön. Aber es war traurig-schön.

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Zeitgemäß rotieren meine Gedanken gerade um Weihnachtsgeschenke. Ich liebe es zu schenken. Nicht einfach irgendwas zu schenken, sondern etwas, das dem Beschenkten (hoffentlich) wirklich Freude macht, irgendwie »passt«. Ich sammle während des Jahres schon Ideen, aber es gibt ja immer auch die Menschen, bei denen es aus welchen Gründen auch immer, knifflig ist. Schön war es, als mir diese Woche für einen solchen Menschen, als ich schon langsam nervös wurde, weil mir partout nichts Gescheites einfallen wollte, plötzlich doch eine richtig tolle und passende Idee kam. Und jetzt freu ich mich schon, weil ich weiß, dieser Mensch wird sich in Kürze sehr freuen.

Ein anderes Geschenk, dass ich fest für jemanden eingeplant hatte, erwies sich unerwartet als problematisch. Ich bekam es nämlich nirgendwo mehr. Selbst die großen Online-Händler, bei denen die ich mich gezwungenermaßen schließlich umsah, meldeten unisono »Nicht mehr lieferbar«. Nur einer nicht. Flugs bestellt und gefreut. Doch, zu früh gefreut. Zwei Tage später kam die Nachricht, leider doch nicht mehr zu liefern. Also musste ich umdisponieren und eine neue Geschenkidee überlegen. Das Geschenk besorgt. Dann gehe ich wegen etwas ganz anderem in einen kleinen hutzeligen Laden und stolpere über das ursprüngliche geplante Geschenk. Natürlich sofort zugeschlagen und mich sehr gefreut, dass die erste Idee nun doch zum Zuge kommt. Das war schön!

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Den Anfang zu machen mit der Weihnachtspostschreiberei fiel mir dieses Jahr schwer, ich weiß nicht mal genau warum. Die Tage gingen dahin und ich schob den Vorsatz immer weiter auf den nächsten Tag. In Gedanken sah ich mich schon am Ende im Akkord die Weihnachspost schreiben, was ich hasse. Ich beschloß um mich zu motivieren, das Ganze zum kleinen »Event« zu machen. Also Kerzen an, Sekt mit etwas Cranberry-Sirup aufgepeppt, weihnachtliche Musik an und voilà, der Anfang ist gemacht. Die weltbeste WG-Genossin gesellte sich hinzu und postelte ebenfalls vor sich hin und so war es schön.

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Nachdem meine ersten Versuche, mit meiner Übungsstricksocke, eher kläglich gescheitert waren (ich musste dreimal alles wieder aufribbeln und von vorn anfangen), stellte sich eine klitzekleine unterschwellige Aversion ein. Mein kleiner innerer Saboteur flüsterte (gespielt verständnisvoll): »Ach, so wichtig ist es nicht, ob Du nun Socken stricken kannst oder nicht! Lass es doch einfach! Wozu der Stress?«

Hah, aber nicht mit mir (also zumindest nicht im Moment noch nicht)! Ich startete einen neuen Versuch und endlich gelang es mir eine halbwegs passable Bumerangferse zu stricken. Die kleinen Löcher auf der einen Seite übersehe ich mal großzügig. Juchhu! Leider habe ich es dann - fragt mich nicht wie - geschafft, im Anschluß irgendwas total zu vermasseln, mit dem Ergebnis, dass ich die mühsam errungene Bumerangferse tatsächlich nochmal komplett aufribbeln musste. Frust galore!

Ich sprach zu mir selbst: »Übung macht die Meisterin!« und ließ den Übungssocken erstmal zwei Tage liegen, aber dann startete ich einen neuen Anlauf und siehe da, ich strickte eine zweite Bumerangferse, die sogar besser ausfiel als die erste. Und diesmal habe ich es danach nicht vermasselt. Als ich mit der Ferse fertig war, betrachtete ich sie einige Minuten sehr verzückt. Das war schön!

Jetzt stricke ich also den Fuß und arbeite mich langsam auf die Zehenspitze hin. Mein innerer kleiner Saboteur kann aber natürlich schon wieder nicht die Klappe halten und erzählt mir, dass ich die Sockenspitze mit der Abnehmerei ganz bestimmt nicht hinbekomme und dann wieder alles aufribbeln muss und überhaupt … .
Blödmann der! Vielleicht sollte ich ihm mal das Mäulchen mit Weihnachtskeksen stopfen?! Das wäre doch gelacht! Wenn ich die Ferse hinbekommen habe, ist doch die Spitze nur noch ein Klacks, oder? ODER?

Habt ein wunderbares 3. Adventswochenende und macht es Euch schön!

2 Gedanken zu „Was schön war diese Woche

  1. Das Leben dort weit hinten stelle ich mir »schön« vor. Von dem, was hier berichtet wird, nehme ich mir stets ein paar feine Anregungen mit. Heute z.B. das Aussortieren von Newslettern! Danke! Außerdem Gedanken über das Schenken, das ich auch liebe, aber nur zu gern azyklisch betreibe, mehr so als Vollüberraschung! Wir schenken uns, wie viele, an Weihnachten »nichts«, was bedeutet, dass es immer ein paar sehr individuelle Kleinigkeiten werden, gern auch Bücher.
    Schönen Gruß von
    Sonja

    1. Das Leben hier weit hinten, ist auch schön, aber es hat natürlich wie alles andere auch, durchaus auch seine Schattenseiten. Das reine Paradies gibt es ja nirgends auf der Welt, auch wenn wir ihm hier im Idyll schon sehr nahe kommen.

      Ich freu mich sehr, dass Du immer wieder etwas von hier für Dich mitnehmen kannst und das auch ab und an hier schreibst. Zu merken, dass mein Geschreibsel von eigentlich wenig Weltbewegendem anderen etwas gibt, ist schön und motivierend. Danke also dafür!

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