Für meine Verhältnisse habe ich dieses Jahr eher wenig Bücher gelesen, aber immerhin mehr als im vorangegangenen Jahr. Hier nun die Bücher, die mich in diesem Jahr besonders gepackt und beeindruckt haben in der Reihenfolge, in der ich sie auch gelesen habe:
Sa?a Stani?ic: Vor dem Fest
Sehr gefreut habe ich mich, dass Sa?a Stani?ic den Preis der Leipziger Buchmesse für seinen neuen Roman »Vor dem Fest« bekommen hat. Völlig zu recht! Ich kann Euch den Roman wirklich wärmstens ans Herz legen. Die acht Jahre Wartezeit seit seinem ja auch schon mega-erfolgreichen Debütroman »Wie der Soldat das Grammofon repariert« haben sich auf jeden Fall gelohnt. Sa?a ist ein wunderbarer Erzähler. Ich blieb immer wieder an einzelnen Worten oder Sätzen hängen, die wie kleine funkelnde Diamanten waren und mich zum Nachdenken brachten. Und mir gefällt wie er die Charaktere seiner Protagonisten entwickelt und das Verständnis und die Wärme, mit der er von ihnen erzählt. Ein echter Lesegenuss.
Natalia Sanmartin Fenollera: Das Erwachen der Senorita Prim
In irgendeinem Literatur-Podcast, den ich höre, wurde dieser Roman erwähnt, und so wurde ich neugierig darauf. Ich recherchierte die kurze Inhaltsangabe, las in die Leseprobe hinein und beschloß, das es sich lohnen könnte, das Buch zu lesen. Und es war wirklich ein schönes Leseerlebnis. Eine besondere Geschichte mit liebenswerten Figuren und nachdenkenswerten Gedankenanstößen, etwas für’s Herz und zwischendrin gut zu lesen, wenn man mal eine Pause von den Katastrophenmeldungen der heutigen Tage braucht.
Varujan Vosganian: Buch des Flüsterns
Ich war deutlich skeptisch in meinem Herangehen an diesen Roman, da der Autor sich als Politiker in Rumänien alles andere als mit Ruhm bekleckert hat. Ein Politiker, der einen Roman schreibt, noch dazu über die Armenier? Doch Varujan Vosganian erweist sich als hervorragender komplexer Erzähler, der weiß, wovon er erzählt, denn er ist selbst armenischer Abstammung und was er erzählt ist auch Teil seiner eigenen Familiengeschichte. In der rumänischen Stadt Focsani, einer Provinzstadt in Rumänien, kreuzen sich die Wege exilierter Armenier und von ihnen ausgehend erzählt Vosganian über mehrere Generationen hinweg die Geschichte der nach dem Völkermord in alle Welt verstreuten Armenier in einer großen Saga. Damit setzt er gewissermaßen die große Erzählung »Die vierzig Tage des Musa Dagh« über den Völkermord an den Armeniern von Franz Werfel fort. Berührend, erschütternd und ein literarisches Denkmal!
Pia Ziefle: Länger als sonst ist nicht für immer
Pia Ziefles zweiter Roman ist seit seinem Erscheinen in aller oder doch vieler Munde. Ich hatte das große Glück ein Exemplar von ihr geschenkt zu bekommen und habe mich natürlich gleich an die Lektüre gemacht. Sie schaffte es mit Leichtigkeit mich auch mit dem neuen Romanstoff wieder zu fesseln und zu überzeugen. Meine ausführliche Besprechung dieses Romans findet sich hier. Selbstverständlich habe ich den Roman mit Freuden zu Weihnachten an andere verschenkt und da Weihnachten jetzt vorüber ist, keine Sorge, man kann ihn auch wunderbar zu Geburtstagen verschenken!
Jurij Wynnytschuk: Im Schatten der Mohnblüte
Schließlich und endlich noch dieser Roman, der die Geschichte von vier Freunden im Lemberg der 1930er mit seinem Bevölkerungsgemisch unterschiedlichster Kulturen und von einer geheimnisvollen Melodie erzählt, die auch für die nachfolgenden Generationen von großer Bedeutung ist. Stadthistorie, Weltgeschichte, persönliches Schicksal wird ebenso erzählt, wie es Anklänge an die Schelmenromane gibt. Phantastisch wird es dann vor allem in den Teilen, die in der Bibliothek spielen, in der einer der Protagonisten arbeitet.
Manches andere Buch, das dieses Jahr neu erschienen ist, hätte ich sehr gerne gelesen, und ich bin fast sicher, dass zumindest einige davon es auch unter die Lesefavoriten 2014 geschafft hätten, aber leider ist es aus verschiedenen Gründen nicht dazu gekommen. Ich hätte zum Beispiel gerne »Das achte Leben (Für Brilka)« von Nino Haratischwili gelesen oder Thomas Hettches »Pfaueninsel« oder auch Lutz Seilers »Kruso« oder oder oder … zum Glück gibt es bald ein neues Jahr. Mal schauen, welche Bücher dann mein Leben aufwühlen, bereichern oder sogar erschüttern werden.
Jetzt erzählt Ihr mir bitte noch, was Eure persönlichen Lesefavoriten 2014 waren?
»Der Trafikant« von Seethaler war eines, das ich so schnell nicht vergesse und einige Male verschenkt habe.
Die anderen Bücher, oh je. Momentan weiß ich die Titel gar nicht mehr, weshalb ich beschließe - und Dir dafür danke - ab sofort ein Lesetagebuch zu führen!
Aktuell gelesen habe ich den spannenden Roman »Bienensterben« von Lisa O`Donnell. Das Nichtromanbuch »Die 10 wichtigsten Fragen des Lebens« von Gregor Eisenhauer.
Als nächster Roman kommt »Trümmergöre« von Monika Held an die Reihe.
Liebe Grüße zwischen den Jahren von
Sonja
@ Sonja - Vielen Dank für Deine Lesefavoriten des Jahres. Tatsächlich habe ich noch keines dieser Bücher gelesen. Von Gregor Eisenhauers »Die 10 wichtigsten Fragen des Lebens« habe ich zumindest schon gehört und kurze Besprechungen gelesen. »Bienensterben« klingt von der Inhaltsangabe her auch interessant.
Ja, ohne Lesetagebuch bzw. Lese-Liste, hätte ich wohl auch Mühe am Ende des Jahres noch alles rekapitulieren zu können, was ich über das Jahr gelesen habe. Ich führe kein Lesetagebuch aber zumindest habe ich ein Lese-Notizbuch, wo ich Zitate oder Textpassagen, die mir bedeutsam erscheinen notiere oft auch mit meinen eigenen Gedanken dazu. Das ist schon recht hilfreich, gerade wenn man in späteren Jahren nochmal in Erinnerung rufen will, worum es ging oder was wichtig war. Viel Erfolg Dir also mit Deinem Lesetagebuch!