Privates ·Tagesprosa

Tagesprosa

Nach sonnenheißen Tagen, heute eine willkommene leichte Abkühlung. Geschäftigkeit im ganzen Haus, ein Kommen und Gehen. Alles summt und brummt.

Gegen Abend mit B. durch’s Dorf spaziert, um das angekündigte Konzert zu besuchen. Gefreut über das Blühen und Summen in der klitzekleinen Schrebergartenkolonie am Wege. Erstaunlich großer Zulauf dann zum Konzert. Hier und da grüßten wir bekannte Gesichter. Dann knapp zwei Stunden Blechbläser vom Feinsten. Trotzdem, die zweite Hälfte fängt doch an, sich etwas zu ziehen. Ich weiß nicht recht warum. Vielleicht die enger werdende Luft, vielleicht die harten Klappstühle, vielleicht bin ich aber nach einer Weile auch der typisch amerikanischen Arrangements der Stücke etwas müde. Die abschließende zweite Zugabe versöhnt mich wieder.

Nach dem Konzert grüßen wir auch kurz A., die mich erst nicht erkennt. Sie meint, lang ist es her, seit wir uns das letzte Mal sahen. Ich hatte schon nachgerechnet, es müssen 17 oder 18 Jahre sein. Wunderlich, wo die Zeit geblieben ist. »Seither sind wir beide alt geworden«, sagt sie, und ich kann nicht glauben, was ich da höre. Älter natürlich aber alt ganz sicher noch nicht.

Kurz vor dem Schlafengehen lese ich noch, dass Bradley Manning vom Vorwurf »den Feinden der USA geholfen zu haben« freigesprochen wurde, in den meisten anderen Anklagepunkten aber schuldig. Beobachter vermuten, dass er so um die 154 Jahre Gefängnis bekommen könnte. Jemand twittert sinngemäß: hätte Manning aus amerikanischer Sicht besser aus einem Militärhubschrauber auf unbewaffnete Zivilisten geschossen, wäre er heute vermutlich ein Held.
Ich frage mich, ob man Männern wie Bradley Manning oder Edward Snowden eines fernen Tages wohl Denkmäler setzen wird? Wird es Straßen, Plätze und Schulen geben, die nach ihnen benannt sind? Oder geht die Geschichte über sie hinweg und nur ihre Familien und Freunde und vielleicht einige wenige Historiker und Alte werden sich an ihre Namen erinnern?