Privates ·Tagesnotizen 2015

Tagesnotizen

Wieso haben so viele Erwachsene eigentlich nicht gelernt, bzw. wieder verlernt, dass ein »Nein!« ein vollständiger Satz ist? Wenn ich etwas nicht möchte, dann sage ich »Nein, danke!« (bin halt ein höflicher Mensch, deshalb noch das »danke«). Das ist vollkommen ausreichend, bzw. sollte es sein!

Ich beobachte aber (und zwar auch bei mir selbst), dass viele erwachsenen Menschen dahin tendieren, nicht nur »Nein!« zu sagen, sondern dann sofort die Gründe und Entschuldigungen, warum man »Nein!« sagt, hinterher zu schieben.

Wann hat ein »Nein!« sein Eigengewicht verloren? Warum gilt ein alleinstehendes »Nein!« als nicht ausreichend oder als zu schwach.

Denn es ist beileibe nicht so, dass die Menschen, die das »Nein!« aussprechen, sich nur einbilden würden, sie müssten gleich im Anschluß die Gründe und Entschuldigungen dafür aufzählen (obwohl es das manchmal auch gibt). Viele Erwachsenen, die ein »Nein!« hören, erwarten tatsächlich im Anschluß die Gründe und Entschuldigungen für die Absage dargelegt zu bekommen. Achten Sie mal darauf! Es ist verblüffend, wie wenige Erwachsene mit einem einfachen »Nein!« umgehen können!
Manche Erwachsene haben zumindest so viel Selbstbeherrschung, dass sie solche Rückfragen unterdrücken, aber wenn man darauf achtet, kann man den Moment des Irritiertseins oder aber der Verstimmung, beobachten.

Das fällt den meisten schon gar nicht mehr auf. Weder denen, die »Nein!« sagen, noch denen, die es hören. Mal abgesehen davon, dass diejenigen, die ihre Gründe für ein »Nein!« darlegen müssen, unter dem Stress stehen, nicht zu wissen, ob die Gründe von der Gegenseite akzeptiert werden (was eigentlich völlig unerheblich sein sollte, aber es dann praktisch häufig doch nicht ist), oder sie sich in einer schwierigen Debatte wiederfinden, in der die Gegenseite versucht, sie mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln, von ihrem »Nein!« abzubringen. Ich möchte nicht wissen, wie viele vorgeschobene »gute« Gründe oder sogar (Not)Lügen ausgesprochen werden, um ein »Nein!« für die Gegenseite akzeptabel zu machen.

Warum tun sich das so viele an? Warum können so viele nicht »Nein!« sagen und es dabei belassen? Warum fühlen sich so viele verpflichtet, ihr »Nein!« zu erklären, zu begründen, zu entschuldigen? Warum können so viele ein »Nein!« nicht ohne weiteres akzeptieren und erwarten tatsächlich eine ausführliche Erklärung dazu?

Wir sollten alle wieder mehr einüben »Nein!« zu sagen und dann nichts mehr.
Wir sollten alle wieder mehr einüben, ein einfaches »Nein!« als ausreichende Antwort hinzunehmen und zu akzeptieren.

*

Heute gelesen, dass der IS Christen und Jesiden, Frauen und Kinder, auf dem Markt in Mossul verkauft.

Die Preise:

  • für eine jesidische oder christliche Frau im Alter zwischen 40 und 50 Jahren 43 US-Dollar*
  • für Frauen im Alter zwischen 20 und 30 Jahren 86 US-Dollar*
  • für junge Frauen und junge Mädchen im Alter zwischen zehn und 20 Jahren 129 US-Dollar*
  • für Kinder bis zum Alter von zehn Jahren 172 US-Dollar*

* oder der entsprechende Wert in Irakischen Dinar

43 US-Dollar, das sind zum aktuellen Börsenkurs, rund 38,00 Euro. 172 US-Dollar, das sind zum aktuellen Börsenkurs, rund 151,00 Euro.

Man kann es sich kaum vorstellen, dass so etwas heute im 21 Jahrhundert noch möglich ist. Finsterstes Mittelalter, denkt man. Man mag es sich nicht vorstellen! Was sind das für verrohte Menschen, die tatsächlich solche Sklaven kaufen! Und was für ein Leben blüht diesen Unglücklichen?!

Das ist sozusagen die Potenz von Terror. Terror, der nicht aufhört, weil diese »Sklaven« unter diesem Terror leben müssen. Tag für Tag für Tag. Das ist nicht nur ein Albtraum, das geschieht tatsächlich. Nur 4000 km entfernt von uns hier.

Christliche Kirchen und Jesidische Organisationen versuchen unauffällig solche Unglücklichen freizukaufen, aber das geht nur über muslimische Mittelsmänner bzw. Strohhändler, die dabei selbst Kopf und Kragen risikieren. Rund 60 mal sind solche Käufe bisher gelungen. Wie vielen anderen Gefangenen nicht geholfen werden konnte, ist unbekannt.

Ich glaube, ich werde lange nicht mehr 45,00 Euro oder 150,00 Euro für irgendetwas ausgeben können, ohne an diese Gefangenen denken zu müssen.

2 Gedanken zu „Tagesnotizen

  1. Nein!
    Das will ich nicht glauben, das mit dem Menschen verkaufen.
    Was nehmen die sich heraus
    Was nehmen die sich heraus
    Was du vorher geschrieben hast, kann ich vor Entsetzen kaum würdigen! Werde die beiden Themen noch einmal voneinander getrennt betrachten!
    Gruß von Sonja

  2. Der IS rechtfertigt das sogar ausschweifend mit Bezugnahmen auf Mohammed, der das genauso gemacht hat.

    Hätte man in jungen Jahren voraus gesagt, das bald wieder öffentlich geköpft, gekreuzigt und verbrannt wird, hätte ich es nicht für möglich gehalten. Absoluter Horror!

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