Privates ·Tagesnotizen 2015

Tagesnotizen

Hellgrau sind die Tage. Kalt und ohne Sonne. Nebel legt sich über die Landschaft, wenn es Abend wird. Alles ist gedämpft, auch die Stimmung. Ich bin nicht traurig oder deprimiert. Eher in einem Zustand des Wartens. Die Kater liegen den ganzen Tag zusammengeknutschelt und schlafen.

Ich arbeite vor mich hin. Keine Ausschläge noch oben oder unten. Die Zeit vertickt langsam und versickert irgendwo im hellen Grau.

*

Seltsam sich vorzustellen, dass in anderen Gegenden gerade der Bär bzw. das Mariechen tanzt. Dabei daran erinnert, dass es zu meiner Schulzeit (Grundschule und die ersten Jahre auf der weiterführenden Schule), der große Traum vieler Mädchen war, ein Funken(Tanz)mariechen zu werden/sein. Für mich war allein die Vorstellung ein Albtraum. Mit dem Karnevalsvirus bin ich trotz all der Jahre im Rheinland (Bonn/Köln) nie auch nur ansatzweise infiziert worden. Im ersten Jahr im Rheinland, in dem ich auch eingeschult wurde, ging ich auf Initative meiner Mutter als Rotkäppchen. Das Jahr darauf, wieder auf Drängen meiner Mutter hin, als Indianerin. Das fand ich schon besser als das Rotkäppchen, allerdings hätte ich mich lieber als Indianer verkleidet, selbstverständlich mit Pfeil und Bogen. Im Jahr darauf verweigerte ich mich komplett und das war’s dann mit den Karnevalskostümen meinerseits.

In den vielen noch folgenden Jahren beschaute ich mir das Karnevalstreiben eher wie ein Anthropologe, der sich plötzlich mitten in einem exotischen fremden Stamm wiederfindet und versucht, die seltsamen Rituale und Riten zu entschlüsseln.

*

Ich lese in kleinen Happen das Vogelbuch von Malcolm Tait und Olive Tayler und lerne dabei interessante Dinge. So weiß ich jetzt, dass Indiens Nationalvogel der Pfau ist, die Elster der Nationalvogel Koreas und Japans Nationalvogel ist der Fasan. Außerdem weiß ich jetzt, was bestimmte Vogel-Tattoos bedeuten:

Krähe = Auferstehung
Taube = Segen für lange, gefährliche Reisen
Adler = Macht und Krieg, plus spirituelles Wachstum
Habicht = Selbstdisziplin
Papagei = Die Schönheit des Lebens und seine fernen Horizonte
Rabe = verborgenes Wissen

Während ich das lese, denke ich, dass es sicher nicht einfach ist, eine tätowierte Krähe von einem tätowierten Raben zu unterscheiden. Außerdem frage ich mich, wie »Macht und Krieg« mit »spirituellem Wachstum« zusammenpassen? Und schließlich, wann ich das letzte Mal einen Menschen gesehen habe, der ein Vogeltattoo hatte?

*

Außerdem hab ich nachgedacht über negative Selbstgespräche. Gibt es überhaupt Menschen, die nie oder fast nie, solche negativen Selbstgespräche führen? Welche Faktoren müssen zusammenkommen, damit ein Mensch irgendwann anfängt, solche Gespräche mit sich selbst führen, und wann automatisieren sich solche Botschaften dann und werden zum festen Inventar einer Persönlichkeit? »Ich schaffe das nicht!« »Ich bin ein Versager!« »Ich mache eh alles falsch!« »Niemand mag mich!« Für mich ist alles zu spät!« etc. etc.

Und wenn jemand häufig oder sogar ständig so denkt, wie kann er oder sie das ändern (vorausgesetzt mal, so jemand möchte das ernsthaft ändern, was ja durchaus nicht selbstverständlich ist)? Inwieweit kann man solche Gedanken »umprogrammieren«, so dass sie positive Gedanken werden, bzw. zu positiven Selbstgesprächen? Wir wissen heute, wie stark unser Denken unser Leben beeinflusst. Natürlich kann man stärker darauf achten, wann diese negativen Selbstgespräche wieder im Kopf losgehen und wachsam sein, damit man ihnen nicht auf den Leim geht. Und natürlich kann man innerlich widersprechen bzw. positive Botschaften dagegen setzen.

Meist ist es aber ja so, dass Menschen, die von solchen negativen Gedanken oder Selbstgesprächen geplagt sind, die negativen Botschaften tatsächlich glauben. Wenn solche Menschen sich dann selbst positive Botschaften zusprechen, geschieht das automatisch eher halbherzig, weil sie eigentlich ja eher der negativen Botschaft glauben. Dann zu sagen: »Du musst positiv denken!« hilft, wenn überhaupt, nur bedingt.

Wie soll sich jemand von etwas überzeugen, das er oder sie selbst gar nicht glaubt bzw. glauben kann? Wie bringt man eine negative innere Stimme zum Schweigen? Mit reiner Selbstsuggestion kommen solche Menschen in der Regel nicht wirklich weit. Wie also bricht man aus einem negativen Gedankenzirkel dauerhaft aus? Wie legt man neue positive Gedankenbahnen, programmiert positive Selbstgespräche, die nicht nur oberflächlich bleiben, sondern sich tief im Innern (von Kopf, Psyche, Herz/Seele) verankern?