Nachdenkliches ·Privates

Eine wahre Geschichte von Krieg, Flucht, dem Leben danach und was das mit dem Heute zu tun hat

Seit Tagen, ach seit Wochen, bin ich angefüllt.

Angefüllt mit Entsetzen über das, was in diesem Land und in der Welt passiert.

Angefüllt mit der Enttäuschung über Beziehungen und Freundschaften, die genau jetzt an diesen Fragen zerbrechen. Weil dort plötzlich Dinge zur Sprache kommen und Einstellungen zu Tage treten, die eine Fortsetzung dieser Freundschaften unmöglich machen.

Angefüllt mit Traurigkeit über so viel Hass, Menschenverachtung und Zynismus in diesem Land. Angefüllt mit Enttäuschung über so viel Gleichgültigkeit, Egosimus, Neid, Passivität und Blindheit. Angefüllt mit Scham darüber, wie wir in diesem Teil der Welt uns denen gegebenüber verhalten, die in anderen Teilen der Welt häufig nur ausbaden, was wir ihnen eingebrockt haben.

Angefüllt auch mit Wut auf führende Politiker dieses Landes, die von ihren macht- und wirtschaftspolitischen Ambitionen getrieben, nicht in der Lage sind oder schlicht nicht Willens sind, zu tun was getan werden muss, wenn man sich morgen noch im Spiegel ins Gesicht blicken können will.

Und immer wieder gehen mir Hannah Arendts Worte von der »Banalität des Bösen« durch den Kopf. Wir haben die Banalität des Bösen gerade wieder vor Augen. Wir werden durch Schweigen und Unterlassen wieder zu Tätern und Mittätern.

Wollen wir am Ende auch wieder sagen: »Wir haben nichts gewusst?« »Wir haben nicht gewusst, wie schlimm es war?« »Wir haben damit nichts zu tun?« »Andere hätten ja auch mal was tun können!« »Wir dachten, es geht uns nichts an?« »Was können wir dafür, wenn unsere Politiker …«, »Was können wir dafür, wenn unsere Politiker nicht …«, »Ich habe ja schließlich auch einmal jemandem geholfen, der … (unausgesprochen: »und damit meine Schuldigkeit getan.«)

Das sind alles banale Ausreden. Wir sind gefragt, heute, hier, jetzt und vor allem fortgesetzt! All unsere »Errungenschaften« (materiell wie ideell) sind einen Dreck wert, wenn wir unseren Mitmenschen in der Not unsere Hilfe vorenthalten, und uns von ihnen abwenden.

Meiner Generation ist es eingehämmert worden, das »Wir müssen uns erinnern!«, das »Nie wieder!« Soweit so schön und gut. Jetzt ist sie da, die Probe auf’s Exempel. Jetzt ist es mit Erinnern allein nicht mehr getan. Jetzt reicht das Skandieren und gebetsmühlenhafte Wiederholen der Worte »Nie wieder!« nicht mehr aus. Jetzt muss das alles in praktisches, tatsächliches Handeln umgesetzt werden. Sonst waren das alles Lug und Trug, blanker Selbstbetrug.

Hier erzähle ich jetzt noch eine weitere Geschichte zur Erinnerung, aber nicht um des reinen Erzählens und der reinen Erinnerung willen, sondern um zu verdeutlichen, warum wir jetzt, hier und heute, nicht schweigen, nicht untätig bleiben können. Warum wir viel mehr unsere Stimme erheben, Position beziehen und konkret handeln müssen.

Wir können das nämlich, auch wenn uns manche einreden wollen, wir könnten nicht. Das Boot ist hier noch lange nicht voll! Unser Leben gerät hier noch lange nicht aus dem Gleichgewicht, wenn wir unsere Türen für andere öffnen.

Unser Leben hier bleibt vielleicht nicht so, wie wir es kennen, wie wir vielleicht gedacht haben, es würde immer so weitergehen. Unser Leben hier wird sich verändern, aber wir können darauf Einfluß nehmen und es in nicht unerheblichem Maß mitgestalten.

Die Welt verändert sich. Wir sind und bleiben Teil dieser Welt und so verändert sich die Welt nicht nur in irgendwelchen fernen Ecken auf irgendwelchen anderen Kontinenten, sondern hier bei uns. Wir können uns nicht ewig nur die Rosinen aus der Welt picken. Wenn wir das tun, sind wir mitschuldig. Wir alle können und könnten viel mehr tun und bewegen, wenn wir nur endlich aus unserer Lethargie, Passivität und Bequemlichkeit heraus kommen.

Hier also nun eine wahre Geschichte von Krieg, Flucht, dem Leben danach und was das mit dem Heute zu tun hat:

Meine Mutter wurde 1937 auf einem Vorwerk bei Kalisz (heute Kalisz Pomorski) in der Pommerschen Seenplatte geboren. Sie war die dritte Tochter ihrer Eltern. Zwei Monate nach ihrer Geburt starb ihr Vater an einer Lungenkrankheit. Zurück blieb die junge Witwe mit ihren drei Töchtern. Mehr schlecht als recht brachte sie sich selbst und ihre Kinder mit Näharbeiten und Wäscherei durch. Trotzdem war die kleine Familie zufrieden und dankbar und genoß die pommersche Natur.

Zwei Jahre später brach der 2. Weltkrieg aus. Bis Ende Januar 1945 blieb die Familie in der Nähe von Kalisz. Dann wurden die Meldungen über die heranrückende russische Armee immer bedrohlicher. Erst waren es nur Gerüchte, was die russischen Soldaten mit Frauen anstellten, dann verdichteten sich die Gerüchte, und schließlich wurde aus Gerüchten Gewißheit. Die Mutter meiner Mutter machte sich Sorgen, um sich selbst aber vor allem um ihre Kinder, vor allem die beiden älteren Töchter, die damals 12 und 15 Jahre alt waren und somit im »besonders gefährdeten Alter«.

Sie besprach sich mit ihren Schwiegereltern, die mit auf dem Vorwerk lebten. Der Schwiegervater beschwichtigte und meinte, so schlimm würde es schon nicht kommen. Sie würden einfach abwarten und sehen, wie die Lage sich entwickeln würde. Doch seine Schwiegertochter, die Mutter meiner Mutter war unruhig und beschloß mit ihren Töchtern Richtung Westen aufzubrechen.

Nach Berlin wollte sie, denn dort lebte ihre Zwillingsschwester mit Mann und Sohn. Die kleine Familie packte ihr weniges Hab und Gut, auf einen Leiterwagen, verabschiedete sich von den Großeltern (der Großvater schüttelte mißbilligend den Kopf) und schloß sich anderen Flüchtenden aus der Gegend an.

Auf der Landstraße waren schon viel Flüchtende unterwegs und immer noch mehr kamen entlang der Straße hinzu. Alle waren in Eile und wollten so schnell wie möglich weg nach Westen. Die Straßen wurden immer voller und der Flüchtlingsstrom kam zum Erliegen. Die Straßen waren zu voll gestopft. Es war klirrend kalt und trotz der mehrfachen Kleiderschichten, die alle trugen, froren sie furchtbar. Als schließlich auch noch ein Rad am Leiterwagen zu brechen drohte, beschloß die Mutter meiner Mutter wieder umzukehren, was natürlich schwierig war, da sie nun gegen den Strom unterwegs waren. Schließlich tief in der Nacht erreichten sie das Vorwerk wieder und wurden von den Schwieger- bzw. Großeltern in Empfang genommen.

Innerhalb kurzer Zeit spitzte sich die Lage dermaßen zu, dass sogar der Großvater einsah, dass es wohl sinnvoll war, das Weite zu suchen. So machte sich die Familie - diesmal vollzählig - erneut auf den Weg gen Berlin. Natürlich waren die Straßen alle immer noch voller Flüchtlinge. Sobald man eine der Hauptfluchtstraßen erreicht hatte, kam man nur noch meterweise, teilweise schrittweise voran. Hinter ihnen dröhnten die Geschütze und immer wieder tauchten auch feindliche Flugzeuge auf, die ihre Bomben auf die Straßen und damit auch die Flüchtenden abwarfen und ein blutiges Chaos anrichteten. Mitten drin meine Mutter, achtjährig, mit ihren Großeltern, ihrer Mutter und ihren beiden älteren Schwestern.

Irgendwann im Sommer 1972, ich war 7 Jahre alt, kam ich von der Schule nach Hause (ich war erst kürzlich eingeschult worden) und fand meine Mutter im Badezimmer weinend auf dem Badewannenrand sitzend. Sie vergoß nicht nur ein paar Tränen, sie weinte völlig haltlos. Ich war komplett schockiert. So hatte ich sie bis dahin nur einmal - beim Tod meiner jüngeren Schwester - gesehen. Ich hatte keine Ahnung, was passiert sein mochte und fürchtete, es sei wieder jemand gestorben. Ich versuchte sie zu trösten oder wenigstens herauszubekommen, was geschehen war. Da erzählte sie mir das erste Mal vom Krieg und ihrer Flucht vor den Russen gen Westen. Es war, als ob ein Damm gebrochen war. Sie erzählte und erzählte und von da an, hat sie mir immer wieder ihre Erlebnisse geschildert.

Damals Anfang 1945 waren sie also alle unterwegs und kamen kaum voran. Es war unfaßbar kalt und da sie sich, eingekeilt im Flüchtlingsstrom, kaum bewegen konnten, kühlten sie schnell aus. Zuerst waren es nur einzelne, dann immer mehr, die ermattet und geschwächt zu Boden sanken oder neben der Straße zusammensackten und dort erfroren. Alte, Kinder, Kranke.

Die Mutter meiner Mutter redete ununterbrochen mit ihren Töchtern, versuchte sie irgendwie zu kleinen Bewegungen zu animieren, damit sie ja nicht zu sehr auskühlten oder einschliefen. Am Ende des ersten Tages hatten sie nur einen winzigen Teil des Weges zurückgelegt. In der Nacht wurde es noch kälter. Morgens wachten viele der Flüchtenden gar nicht mehr auf.

Umkehren war keine Option mehr. Es gab nur noch vorwärts. Nach wenigen Tagen waren die Strapazen für die Großmutter der Familie zu viel. Sie wurde krank. Irgendwie fanden sie zumindest einen kleinen Platz in einem Unterstand etwas abseits der Straße. Die Mutter meiner Mutter kümmerte sich um ihre Schwiegermutter und tat was sie konnte, aber schnell war klar, dass es die Ruhr war. Nach 2 Tagen starb die Schwiegermutter. Der Großvater war außer sich vor Trauer und Wut und machte der Schwiegertochter bittere Vorwürfe. Sie habe seine Frau nicht gut genug gepflegt. Seine drei Enkelinnen waren starr vor Schrecken.

Weiter ging die Flucht. Nach zwei weiteren Tagen erkrankte die Mutter meiner Mutter ebenfalls an der Ruhr. Sie hatte sich bei der Pflege ihrer Schwiegermutter und unter den miserablen hygienischen Umständen selbst angesteckt. Binnen 24 Stunden war sie tot.

Da standen die drei nun Vollwaisen, eine Halbwüchsige und zwei Kinder, und mussten zusehen wo sie blieben. Der Großvater hatte kein Wort des Trostes für sie übrig. Alles was er sagte, war »Wir müssen weiter! Lauft!« Die drei Mädchen fassten sich an den Händen bzw. griffen sich einen Kleiderzipfel und ließen sich wie betäubt von der Masse weiterschieben. Schritt für Schritt. Irgendwann auf dem Weg, war plötzlich auch der Großvater nicht mehr da. Er tauchte nie wieder auf und keiner weiß, ob er ebenfalls erkrankt, an Schwäche gestorben oder erfroren ist.

Im wahrsten Sinne des Wortes mutterseelenallein waren die drei Schwestern nun unterwegs. Die Älteste übernahm die Verantwortung für die beiden Jüngeren, und schaffte es irgendwie alle zusammenzuhalten, hier und da etwas zu Essen zu erbetteln, und wenigstens grob in Richtung Berlin zu bleiben.

Meine Mutter erzählte mir, dass sie damals ein einziges Spielzeug besaß. Einen kleinen Teddybären, den sie über alles liebte. Als sie auf die Flucht gingen, wollte sie diesen Teddy mitnehmen. Zunächst verbot ihre Mutter ihr das, ließ sich dann aber doch erweichen. »Ja, sie dürfe den Teddy mitnehmen, aber nur unter der Bedingung, dass sie ihn selbst tragen würde!« Natürlich versprach meine Mutter hoch und und heilig, sie allein würde den Teddy tragen und so ging er mit auf die Flucht.

Als ihre Mutter unter den erbärmlichen Zuständen starb, war dieser Teddybär für meine Mutter ihr ganzer Halt und Trost. Aber es kam, wie es kommen musste. Irgendwann auf der weiteren Flucht, ließen die Kräfte meiner Mutter nach, und schließlich konnte sie den Teddy nicht mehr selber tragen. Sie hatte genug damit zu tun, sich selbst halbwegs auf den Beinen zu halten. Ihre Schwestern konnten und wollten den Teddy natürlich auch nicht weitertragen. Und so stand meine Mutter schließlich vor der Wahl: Allein mit dem Teddy zurückbleiben oder sich von dem Teddy trennen und auch noch ihn zurücklassen.

Dieses Fluchtdetail erzählte sie mir unter anderen damals, als ich sie weinend auf dem Badewannenrand fand. Sie erzählte mir, wie sie ihren Teddy in einen gefrorenen Graben gelegt, sich von ihm verabschiedet hatte, und wie sie dann weinend, ohne ihren letzten Freund und Tröster, mit ihren Schwestern weiter gezogen war.

Ich war wie gesagt gerade mal 7 Jahre alt, als ich diese Geschichte hörte, und sie hat sich mir daher besonders eindrücklich eingeprägt und wurde zum Sinnbild des Schreckens eines Krieges und einer Flucht. Ich konnte mir als Kind kaum etwas Schrecklicheres, Grausameres vorstellen. Natürlich erzählte mir meine Mutter soviel anderes - viel grauenvolleres - Schreckliches, aber das war es, was mich als Kind besonders erschütterte. Alles andere schockierte mich auch, aber es blieb ein vages Entsetzen, weil ich es mir nicht wirklich oder nur sehr rudimentär überhaupt vorstellen konnte. Das mit dem Teddy konnte ich von A bis Z nachvollziehen und nachempfinden.

Im Grunde war es ein Wunder, dass meine Mutter zusammen mit ihren beiden Schwestern es tatsächlich schafften, sich in den Wirren der Flucht, unter Beschuß durch feindliche Flugzeuge, ohne eigenen Proviant (sie erbettelten sich etwas zu Essen) bis nach Berlin durchzuschlagen. Aber schließlich standen die drei halbtot und am Ende ihrer Kräfte vor der Tür ihrer überraschten Tante.

Die musste zusehen, wie sie sich und ihren kleinen Sohn durchbrachte. Ihr Mann war als Soldat irgendwo in Frankreich unterwegs, vielleicht aber auch längst dort gefallen. Was wusste sie schon. Und nun standen ihre drei Nichten vor der Tür, eröffneten ihr, dass ihre Schwester tot war und tja, was nun?

Die Tante sagte den beiden älteren Schwestern, sie könne nicht alle drei bei sich aufnehmen. Sie sagte ihnen, sie sollten zusehen, dass sie irgendwo unterkamen und sich schnell irgendwie ihr eigenes Geld oder wenigstens Kost und Logis verdienten. Meine achtjährige Mutter durfte (»vorerst«, wie die Tante sagte) bei ihr und ihrem Sohn bleiben. Letztlich ist meine Mutter dann bei ihrer Tante geblieben und wurde zusammen mit ihrem Cousin großgezogen.

Ich naives Kind dachte natürlich, nun hätte das Elend für sie ein Ende gehabt. Sie war den Russen entkommen, hatte sich ins »sichere« Berlin gerettet, war mit einem Teil der Familie wieder vereint. Alles gut! Aber natürlich war es so nicht. Sie war nun das zusätzliche Maul, das mit durchgefüttert werden musste. Die eh schon kargen Vorräte mussten noch einmal mehr geteilt werden. Für alle blieb weniger. Freizeit, wie wir Spätgeborenen sie kennen, gab es für sie nicht mehr. Sie musste mit ran im Haushalt, in der Beschaffung von Lebensmitteln.

In der Schule war und blieb sie mit dem vorgeblichen Makel »Flüchtlingsgöre« oder »Flüchtlingskind« behaftet. Ihr wurde nichts zugetraut, sie wurde nicht gefördert. Natürlich es gab viele mehr wie sie. Aber schon damals gab es in den Köpfen der Menschen diese feine Trennlinie zwischen »wir Alteingesessenen« und »ihr Flüchtlinge«. Sie wurde überall nur geduldet, nicht geliebt. Sie musste beweisen, dass sie es wert war, durchgefüttert zu werden. Sie musste beweisen, dass sie mehr im Kopf hatte, als man so einer Flüchtlingsgöre zutraute. Klagen oder gar Ansprüche stellen und seien sie noch so klein, durfte sie schon gar nicht. Es wurde erwartet, dass sie sich klaglos in alles fügte, dankbar und demütig dafür dass man ihr überhaupt erlaubte zu sein.

Ja, man ließ sie nicht verhungern. Man gab ihr Kleidung, dass sie nicht nackt gehen musste. Aber es gab kaum mal mehr als das Allernötigste für sie. Da war keine Mutter, kein Vater mehr, die versuchten ihr das Bestmögliche zu geben. Sie trug Kleidung, bis sie ihr quasi in Fetzen vom Körper fielen und wurde deswegen gehänselt. Niemand hörte sich an, was das traumatisierte Kind zu erzählen gehabt hätte. Mit ihren pubertären Problemen blieb sie sich selbst überlassen. Was sie bekam waren Tadel, nicht Lob. Die Kontakte zu ihren beiden älteren Schwestern waren selten, die mussten selber zusehen, wie sie durchkamen.

Später gab es einen Jungen in den sie sich verliebte. Er war ziemlich beliebt bei den Mädchen und umschwärmt. Als sich herausstellte, dass er ernsthaft Interesse an diesem Flüchtlingsmädchen hatte, wurden die anderen Mädchen gänzlich feindselig. Sie gönnten gerade dem Flüchtlingsmädchen den Schwarm aller Mädchen nicht.

Seine Mutter war entsetzt, als er sie zum ersten Mal mit nach Hause brachte. Ein Flüchtlingsmädchen war nicht gut genug für ihren Sohn. Der konnte doch jede haben, die er wollte! Warum ausgerechnet dieses Flüchtlingsmädchen? Sie tat alles was nur möglich war, ihn davon abzubringen sich weiter mit dem Flüchtlingsmädchen abzugeben. Er setzt sich am Ende durch, eines der wenigen Male in seinem Leben. Auszubaden hatte es die neue Schwiegertochter, das ewige Flüchtlingsmädchen. Die Schwiegermutter änderte ihre Ansicht nie, so sehr das ehemalige Flüchtlingsmädchen auch versuchte sie von ihrem Wert zu überzeugen. Nichts war oder konnte je gut genug sein.

Und dann spielte das Leben dem Flüchtlingsmädchen noch einmal unfreundlich mit. Es stellte sich heraus, dass sie keine Kinder bekommen konnte. Das war natürlich Wasser auf die Mühlen der Schwiegermutter. War ja klar, wer ein Flüchtlingsmädel nimmt, muss sich nicht wundern, wenn sich herausstellt, dass es »beschädigte Ware« ist.

Was all das mit meiner Mutter anstellte, kann sich jeder selber denken. Innerlich blieb sie bis zu ihrem Tode immer das Flüchtlingskind. Das Flüchtlingskind, dass seine Traumata, seine Verluste, seine Verletzungen nicht überwinden konnte - auch weil sie nicht die Unterstützung bekam, die sie gebraucht hätte - eben weil sie ja »nur ein Flüchtling« war.

Das Schicksal meiner Mutter ist nur eins unter Millionen. Viele haben Ähnliches und noch Schlimmeres erlitten. Manche sind daran zerbrochen, andere waren aufgrund glücklicher Fügungen oder anderer hilfreicher Menschen in der Lage das Erlittene zu überwinden und zu einem wirklich zufriedenen und glücklichen Leben zu finden. Es ist im Grunde nichts Besonderes am Schicksal meiner Mutter.

Aber es war ihr Schicksal, dessen Zeuge ich ab meinem 5. Lebensjahr wurde, dass meinen Blick auf Krieg und Flüchtlinge geprägt hat. Schon als Kind von 7 Jahren war ich fassungslos darüber, dass sich kaum ein Mensch fand, der diesem Flüchtlingskind (meiner Mutter) mit Freundlichkeit und Hilfe zur Seite zu stehen bereit war. Ich konnte nicht fassen, wie man einen Menschen so allein und ohne Hilfe lassen konnte.

Damals schwor ich mir insgeheim: Sollte ich jemals im Leben auf Menschen treffen, die in Not sind, ich würde helfen. Niemand sollte erleiden müssen, was meine Mutter (und natürlich Millionen andere Menschen) erlitten haben. Ich hatte ja noch keine Ahnung, wie vielen solcher Menschen ich in meinem eigenen Leben noch begegnen sollte.

Heute sind mehr Menschen auf der Flucht vor Krieg, Vertreibung, Verfolgung, zerstörten Lebensbedingungen, wirtschaftlicher Not und was sonst noch Menschen dazu bringen kann, alles aufzugeben, um ein besseres Leben zu gewinnen oder schlicht nur das nackte Leben zu retten, als nach dem Zweiten Weltkrieg.

Wir leben wahrhaft auf einer Insel der Seligen. Vor unseren Toren spielen sich überall Tragödien und Dramen ab. Und ich kann nicht fassen, wie sich Menschen hier hinstellen und die Augen davor verschließen können. Oder noch schlimmer: hinschauen und sagen, das geht mich nichts an. Ihr bleibt mal schön draußen aus unserem Land (das vielen wie ein Paradies erscheint und vermutlich auch immer noch eines ist!).

Ich kann genauso wenig fassen, dass Menschen, die selbst einmal Flüchtende waren bzw. Nachkommen von Flüchtenden sind, sich heute hinstellen und allen Ernstes sagen: »Uns hat es auch niemand leicht gemacht. Warum sollten es die neuen heutigen Flüchtlinge leichter haben, als wir (bzw. unsere Eltern/Großeltern) damals. Wir (bzw. unsere Eltern/Großeltern) mussten uns alles doppelt hart erarbeiten und denen (den Flüchtenden von heute) sollen wir es jetzt in den Arsch schieben?«

Ich kann nicht fassen, dass wir in all unserem Reichtum hier - und selbst die Ärmsten in diesem Land sind materiell gesehen immer noch reich, gemessen an dem, was andere in anderen Teilen dieser Welt besitzen -, so geizig sind, nicht mal einen Bruchteil abgeben zu wollen.

Ich kann nicht fassen, dass es hier in unserem Land Menschen gibt, die geplante oder sogar schon bewohnte Flüchtlingsunterkünfte anzünden. So viel Haß, soviel Mißgunst, soviel Kleinkarriertheit, wo kommt das her? Ich habe Angst, dass wir bald wieder an Gräbern stehen, weil Menschen die sich hier sicher hofften, in solchen Flammen umgekommen sind.

Ich kann noch weniger fassen, was für eine erbärmliche Rolle unsere Politiker in führenden und ausführenden Positionen in der ganzen Situation spielen, was Beamte dieses Staates und andere Verantwortliche teilweise in laufende Kameras absondern und wie sie sich angesichts der Not verhalten.

Ich schäme mich in Grund und Boden für all das und kann es schier nicht fassen. Und gleichzeitig sagt mir meine innere Stimme: Eigentlich hast Du gewusst, dass es so ist und so kommen würde. Du hast gewusst, wie dünn der Firnis der Zivilisation, der Toleranz und des vielbeschworenen »Miteinanders« bei vielen ist. Was bist Du so fassungslos? Du hast es gewusst.

Und doch, es gibt zum Glück und für mich auch zum Trost, immer noch Menschen, die ihre Türen und Herzen weit öffnen, die bereit sind auf jede ihnen mögliche Art und Weise zu helfen, wo Hilfe Not tut. Ich wünsche mir so sehr, dass die Zahl dieser Menschen größer ist als die Zahl jener, die diejenigen, die in größter Not an ihre Tür klopfen, abweisen. Ich wünsche mir so sehr, dass diese Menschen aufstehen und laut Einspruch erheben gegen diejenigen, die auf die Schwächsten der Schwächsten losgehen, verbal oder buchstäblich.

Wir alle sind Menschen. Keiner von uns hat mehr Recht auf Freiheit, Frieden, ein gutes Leben, als irgendein anderer. Meine Freiheit, mein Frieden, mein gutes Leben ist bedroht, wenn Freiheit, Frieden und das gute Leben meines Mitmenschen bedroht ist.

Komme mir niemand mit »Wir können schließlich nicht allen helfen!«, denn das ist nur eine Ausrede, um denen nicht zu helfen, die längst vor unserer Tür stehen, und denen wir sehr wohl helfen könnten, wenn wir nur wollten.

Machen wir die Augen auf und sehen wirklich, was vor unseren Augen geschieht!

Machen wir den Mund auf, wenn wir verleumderische und bösartige Sprüche oder Lügen in Bezug auf die Flüchtenden und deren Situation hören! Halten wir mit Fakten dagegen, beziehen deutlich Position! Werden zum Fürsprecher für die, die sich hier zu uns geflüchtet haben oder flüchten wollen.

Wir können vielleicht nicht verhindern, dass es in dieser Welt Flüchtende gibt und immer geben wird, aber wir können sehr wohl etwas tun für diejenigen, die es bis zu uns schaffen und ihnen helfen nicht nur hier anzukommen, sondern das, was sie erlebt haben, zu verarbeiten und zu überwinden und sich ein neues Leben aufzubauen.

Haben wir den Mut und Anstand unsere Herzen weit zu öffnen, sie sprechen zu lassen und ihnen dann zu folgen und zu tun, was wir tun können!

Nachtrag: Inzwischen gibt es die Initative »Blogger für Flüchtlinge«, die sich aber nicht ausschließlich an Blogger und Bloggerinnen, sondern alle die guten Willens sind und etwas für Flüchtende tun wollen, wendet. Unter dem Hashtag #BloggerfürFlüchtlinge finden sich auch auf Twitter zahlreiche Berichte, Informationen und Neuigkeiten.

32 Gedanken zu „Eine wahre Geschichte von Krieg, Flucht, dem Leben danach und was das mit dem Heute zu tun hat

  1. .
    Es ist so wichtig, dass solche Texte geschrieben und verbreitet werden und dann hoffentlich bei möglichst Vielen Wirkung zeigen.

    Danke dafür.

  2. Ein super Text! Vielen Dank dafür!
    Immer wenn ich meine Mutter nach ihrer Flucht frage, sagt sie, dass sie sich nicht erinnern könne und auch nicht an die Zeit danach. Meine Tante erinnert sich vage an Tote an Wegesrand aber auch sie hat viele Erinnerungen »sicher« irgendwo verpackt.
    Ich bin genau wie Du der Meinung, dass es eine Schande für uns reiche Europäer ist, was mit den Flüchtlingen passiert und auch beschämt und wütend, was sich Rechtsradikale heute wieder öffentlich trauen. Und auch die Haltung vieler ganz »normaler« Menschen erschüttert mich.
    Es braucht doch nur ein bisschen gesunden Menschenverstand, um sich vorzustellen, wie es beispielsweise schwangeren Frauen gehen muss, wenn sie sich auf ein Himmelfahrtskommando auf dem Mittelmeer einlassen. Das macht man nicht, weil man ein gutes Leben etwas luxuriöser gestalten möchte, sondern weil man abgrundtief verzweifelt ist und keinen anderen Weg sieht.
    Und da müssen wir einfach helfen und teilen. Wo wir doch (fast) alle mehr als genug haben.

  3. Ja, Ja und nochmals JA!
    Vielen Dank für diesen Text. Er bringt alles in Worte was ich schon immer sagen wollte, bei den »das Boot ist voll«-Tönern im Gottesdienstnachgespräch, oder auch »sie sind doch so ganz anders als wir«- selbst Fluchtgeschädigte, wie sich herausstellt, den »denen geht es doch nur um ein besseres Leben« (NUR??)
    Ich wünschte diesen Text könnte man einer größeren Öffentlichkeit zutragen, denn er ist wichtig, klug und nicht wegzuwischen.
    Ich werde ihn mal in meinem beschränkten Kreis weiterleiten.

  4. Berührend und aufrüttelnd, danke für deinen Beitrag. Ich habe ihn in meinem Blog verlinkt, ist das okay für dich?
    Liebe Grüsse in deinen Tag
    Elfe

  5. … oft muss ich in diesen Tagen an die Erzählungen einer Verwandten denken, die von den liebevollen Menschen berichtet, die sie mit ihren vier Kindern vor den anrückenden Soldaten versteckten, ihr Unterkunft gaben, sie umsorgten - und dass sie in Tränen ausbrach, als an Weihnachten ein geschmücktes Tannenbäumchen vor der Tür stand und jeweils ein kleines Geschenk für jedes Kind …. die immer wieder ihre knappen Lebensmittel mit ihnen teilten - da fühlte sie sich nicht mehr so verloren in der Fremde.

    Ihre Erzählungen haben ganz bestimmt dazu beigetragen, dass ich in meinem Leben den Mut hatte, meine Stimme zu erheben und meinen Standpunkt zu vertreten, wenn ich in Gesprächen Diskriminierung, Ablehnung und wer weiß was noch begegnet bin.

    Es stimmt Liisa, man muss hinsehen, sein Herz öffnen und es braucht Mut, zu widersprechen …. immer braucht es das - all denen entgegen zu treten, die sogar stolz darauf sind, nichts zu sehen und die in ihrer Sattheit die Meinung vertreten, nicht zuständig zu sein für die Probleme und das Leid anderer Menschen …. auch das gibt es ja.

    Danke für deinen Artikel und für den Mut, deine Gedanken, Erinnerungen und Empfindungen zu teilen.

  6. Danke fürs Aufschreiben und »Doch-Veröffentlichen«.

    Jede dieser Geschichten, jedes Erlebnis ist es wert aufgeschrieben und publiziert zu werden. Wie viel Erlebtes ist verlorengegangen, einfach, weil diejenigen, die es erlebt haben, traumatisiert waren und geschwiegen haben. Das ist sicherlich auch einer der Gründe dafür, weshalb ich nichts über die Ereignisse auf der Flucht meiner Oma aus Schlesien weiß. Und: »Man« sprach einfach nicht drüber, als ich kleiner war. Und als ich größer war und hartnäckiger hätte fragen können und wollen, waren einige Familienmitglieder schon verstorben.

  7. Danke für deine Geschichte!
    Ich werde sie auf meinen Kanälen verbreiten und das nächste Mal in meine Lieblingslinks aufnehmen!
    Viele Grüße
    Lena

  8. Danke schön!

    Ein so berührend Text und wunderbare Worte!
    Mehr kann ich nicht dazu sagen.

    Herzliche Grüße,
    Nicole

  9. Du sprichst aus, was ich fühle und denke, mit wunderbar treffenden Worten. Danke dafür. Da auch meine Eltern Grausames im Krieg und auf der Flucht erlebt haben, empfinde ich wie Du.

    Alles Liebe!

  10. Danke! Ein großartiger Text, den alle lesen sollten, die sich so sehr um unseren ungestörten satten WayOfLife sorgen, dass sie sich von »Flüchtlingsströmen« angegriffen fühlen!

    Zudem ein Text, der einem den Glauben an den Sinn des Bloggens wieder gibt!

  11. Mein Vater und seine Mutter als Polendeutsche, die im 19. Jahrhundert aus Deutschland in die Nähe von Lemberg (Lwow/Lwiw) ausgewandert sind, ereilte ein ähnliches Schicksal. Die ellenlange Flucht aus Galizien im Januar/Februar 1945 mit Verwandten, die dann in Opole hängen blieben. Mein Großvater starb als Pole zuvor im Krieg gegen die Deutschen. Meine Großmutter mit meinem damals 6-jährigen Vater (ein Sohn starb unterwegs auf der Flucht in Hamburg) wurde in Großwölkau (Dorf zwischen Delitzsch und Eilenburg nahe dem berühmten [Bier]Krostitz) im evangelischen Pfarrhaus einquartiert und mußten sich als Polaken sehr, sehr lange durchmühen und hatten noch nicht dir konsequente Unterstützung des Pastors, der verschnupft darüber war, daß ihm Flüchtlingen an die Backe geheftet worden waren. Man war arm, sehr spar- und genügsam, gläubig, verlor nie die Hoffnung. Mütterlicherseits ein analoges Geschehen, denn die Großeltern waren Rußlanddeutsche erst in der zweiten Generation, deren bayrischer Dialekt uns Enkel immer amüsierte.

    Bei meiner Oma und dem Vater bedurfte es keines Dammbruches. Von Geburt an (1966) wurde mir die Familiengeschichten und -erlebnisse beigebracht. Die Bilder der mit einer Wagenkolonne westwärts ziehenden unendlichen Schar halbverhungerter Menschen hatte ich schon im Kopf, bevor sie dann später durch die zahlreichen Dokumentationen im Fernsehen visualisiert wurden. Durch meinen katholischen Schutzkokon konnten ideologische Indoktrinationsversuche auch während meiner Schulzeit (1972-82) nicht dringen bzw. blieb lediglich das Vorteilhafte, ähm, haften, nämlich die Abscheu vor einem Regime, das Menschen so etwas tun ließ (Konzentrationslager), das es schaffte, einen Kontinent zu ruinieren, der danach aber wiederauferstand, was für die Kraft des Menschen spricht, was für den Menschen an sich spricht.

    Das am Boden liegende Deutschland verkraftete 1945 Millionen von Flüchtlingen. Jordanien hat bisher IIRC 1 Mio syrische Flüchtlinge aufgenommen. Heute früh hörte ich wieder Gejammer über entvölkerten Gebiete in Ostdeutschland. Im Prinzip müßte man allmorgendlich aufstehen und erstmal 1 Stunde lang mit der Stirn auf der Tischplatte aufschlagen. Und das Flüchtlingsproblem ist ja nur eines von vielen, die sich als Qualzone im eigenen Herzen seit Jahren vergrößert haben. Ich frage mich oft, woher noch Zuversicht, woraus noch Hoffnung schöpfen?

  12. Als junger, 18 jähriger Soldat habe ich die Flüchtlingsströme erlebt.Man kann das Elend, die vielen erfrorenen Menschen, die hungrigen klapperdürren Pferde, die die Wägen zogen, dazu kamen die Luftattacke der Jabos. Wenn man es nicht erlebt hat kann man es nicht verstehen.aber nur so ist die Ablehnung der Flüchtlinge zu verstehen. Jenen die Hilfe und die Aufnahme von Flüchtlingen ablehnen, empfehle ich einmal eine Nacht im Winter im freien zu verbringen. Ich war als Kriegsgefangener in den Rheinwiesen Bad Kreuznach. Dort lebte ich vom 26.4.45 bis 15.7.45 unter freiem Himmel, bei Wind und Wetter. Man hat die Nazigrößen für die Verbrechen aufgehängt. Das müßte man auch jetzt noch mit manchem Politiker tun, denn Krieg ist das größte Verbrechen an den Menschen. Was man an Rüstungskosten ausgibt, sollen unsere Politiker in Sozialleistungen und Flüchtlingshilfe investieren.

  13. Danke!
    Meiner Großmutter gelang mit vier kleinen Kindern die Flucht von Schlesien, doch sie legte darüber eine Decke kalten Schweigens. -

  14. Oh mein Gott, was soll man von solchen seligen Beiträgen halten? Was haben wir den Flüchtlingen denn “eingebrockt“? Was haben wir damit zu tun, wenn sich in manchen Ländern irgendwelche Clans um Ölquellen schlagen? Was haben wir damit zu tun, wenn die Menschen einen Diktator haben und kein geordnetes Staatswesen hinkriegen? Welche Schuld haben wir daran, dass die Amerikaner im Irak ein Desaster angerichtet haben? Gar nichts! Und mir wird schlecht, wenn als beliebtes Druckmittel immer und ewig die Vergangenheit hervorgekramt wird. Ja, es ist wunderbar zu helfen, mit yer Vergangenheit hat es aber nicht das Geringste zu tun.
    Deutschland ist nicht das Sozialamt der Welt!

  15. @ Frank Berger - Dass sich heute Clans um Ölquellen schlagen, viele Länder Dikatoren haben, etc. etc. sind in den allermeisten Fällen Folgen kolonialen Verhaltens von Europäern, das bis in die Jetztzeit - nur mit anderen Mitteln und heute (meist) nicht mehr so bezeichnet - fortgesetzt wird. Es sind die Folgen davon, dass wir (Europäer, Deutsche, US-Amerikaner, etc.) Waffen in diese Länder bzw. an Diktatoren verkauft haben, und uns daran Jahr für Jahr goldene Nasen verdienen.

    Sie haben recht, dass die Vergangenheit, bzw. Teile davon nicht der einzige Grund sein sollte, warum wir Menschen in Not heute helfen, aber es ist einer von diversen Gründen. Weitere Gründe sind z.B. die Menschenrechte, die nicht nur für privilegierte Weiße/Reiche gelten, sondern für alle Menschen und dass man Menschen in höchster Not nicht die Tür vor der Nase zuschlägt.

  16. Danke. Habe Ähnliches mit meiner Mutter und ihrer Familie erlebt. Die aktuelle Situation in Deutschland und speziell hier in Sachsen ist unerträglich und besonders vor dem Hintergrund, dass wir heute im Vergleich zu den Nachkriegsjahren so unfassbar reich und im besten Sinne gesegnet sind.

  17. Schreckliche Erlebnisse während des von Deutschland verursachten 2 WK hatten nicht nur die deutschen erleben müssen. Wie ist es den Russen so ergangen? Sie haben keinen Krieg gegen Deutschland angefangen und müßten noch viel mehr Opfer beklagen. Keine russische junge Männer in die Nachbarn Staaten geflüchtet wie es die heutige Flüchtlinge tun. Sie haben ihre Heimat verteidigt und millionenfach getötet worden. Dafür sind die heutige Generationen ihnen sehr dankbar. Heute noch werden immer mehr unbekannte russische Soldaten in den Wäldern und Felder ausgegraben. Was machen 800 gesunde junge Männer zwischen 18 und 24 Jahren in einer kleine Gemeinde namens Gräfelfing bei München (Bevölkerungs Zahl 12 000)? Wer ist heute noch bereit seine Stadt von den heranrückenden islamistischen Fanatikern zu verteidigen? Keine von denen? Ihre Familien haben sie nach Deutschland geschickt und warten ungeduldig nachkommen zu dürfen. Es bleibt nur zu hoffen, dass diese junge Männer nicht mit einem islamistischen Gedankengut eingereist sind. Übrigens, sie wohnen nicht in Zelten. Sie sind in Pensionen und Hotels untergebracht. Die Bevölkerung Gräfelfings hat bereits ihr Pflicht getan. Dass ist unfair, immer wieder über die Herzlosigkeit und Unfreundlichkeit zu schreiben.

  18. P.S. übrigens, ich bin keine deutsche und wohne in GB. Als ich nach Deutschland kam als junges Mädchen ohne Deutsch Kenntnissen, wurde ich bestens behandelt. Ich schulde Deutschland sehr viel. Schreiend durch die Strassen zu laufen und fordern nach Häuser, Geld und Studium ist kein guter Anfang.

  19. @Gwen - Flüchtlinge abzulehnen mit dem Argument, sie sollten stattdessen in ihrer Heimat kämpfen und sich (höchstwahrscheinlich) abschlachten lassen (zum Ruhm ihres Landes), halte ich für gelinde gesagt zynisch. Über die Entscheidung kämpfen oder fliehen, haben ganz gewiß nicht wir zu entscheiden und ein Urteil über die gefällten Entscheidungen steht uns noch weniger zu.

    Natürlich gibt es auch in Deutschland Positiv-Beispiele für den Umgang mit Flüchtlingen und diese Beispiele werden sehr wohl benannt, gelobt und als Vorbilder herausgestellt. Aber in diesem Blogeintrag ging es thematisch um etwas anderes.

  20. It is so important to tell these stories and to keep learning from history. What gives hope are the initiatives including #bloggerfuerfluechtlinge starting up now….

  21. wo ist europa?  unser europa, vertreten durch die muppets (wie sie obama gerne nennt) ist inhuman und unsolidarisch, innen- und aussenpolitisch völlig überfordert. eine jämmerliche grossmacht, die keinen kollektiven willen zeigt, im mittleren osten politisch tätig zu werden, dort wo zentrale ursachen für die flucht liegen, in krieg und zerstörung, im terror des islamischen staates, in kollabierenden ländern wie dem irak und syrien. wir erleben dort den beginn einer völkerwanderung in einer dichte, die es vorher noch nie gegeben hat.

    das flüchtlingsthema ist gift für den wahlkampf der politclowns. wohl deshalb fehlt noch immer eine flüchtlingsstrategie in deutschland. die inkompetenz der deutschen behörden wird bei der unterbringung der verzeifelten angekommenen flüchtlinge offenbar. die zustände und die betreuung z.b. in berlin sind verheerend. nur dank der unzähligen und immer mehr werdenden haupt- und ehrenamtlichen helferinnen und helfer, kollabiert das flüchtlingschaos nicht endgültig.
    mehr hierzu: https://campogeno.wordpress.com/2015/09/02/europas-unpolitik-und-die-fluechtlingskatastrophe/

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