Interviews ·Mecklenburg-Vorpommern

Menschen in Mecklenburg-Vorpommern vorgestellt - die Interview-Serie

© Liisa

Name …
Antje Ferch

Geboren in …
Freiberg (Sachsen)

Nach Mecklenburg-Vorpommern gezogen ?.
1972 (im Alter von einem Jahr)

Heute lebe ich in …
Teterow

Meinen Lebensunterhalt …
verdiene ich mit meinem kleinen eigenen Friseursalon

Jemals darüber nachgedacht, in eine Großstadt zu ziehen oder gar Mecklenburg-Vorpommern zu verlassen?
Nein. Ich könnte mir vorstellen, noch dichter an die Ostsee heranzuziehen aber Mecklenburg-Vorpommern zu verlassen auf keinen Fall.

An einem sonnigen Sommertag …
fahre ich mit einem Buch an eine ruhige Stelle an die Ostsee

An einem verschneiten Wintertag …
mache ich einen kleinen Spaziergang und trinke anschließend einen schönen warmen Tee mit meinen Kindern vorm Kamin

Gut essen …
liebe ich und auch die Mecklenburger Hausmannskost. Empfehlen kann ich z.B. die Klause in Teterow, wo bodenständige mecklenburgische Hausmannskost wie z.B. Sauerfleisch mit Bratkartoffeln, Brat-Hering oder Sülzen mit Bratkartoffeln serviert werden.

Theater, Konzerte, Museen …
Da ich sehr viel arbeite, bleibt dafür meist wenig Zeit. Ich würde gerne öfter klassische Konzerte besuchen oder Theatervorstellungen. Direkt hier vor Ort gibt es nicht so sehr viel kulturelle Angebote aber in der näheren Umgebung schon. Es gibt Highlights, wie die Konzerte in Schloß Ulrichshusen, das hier in der Nähe ist. Manches wird von kulturinteressierten engagierten Leuten angeboten. Ein Freund von mir hat z.B. eine alte Scheune zu einem urigen kleinen Kino umgebaut und zeigt dort während des Sommers regelmäßig alte Kinofilme oder kleine Filmreihen, z.B. hat er mal eine Reihe mit französischen Kinoklassikern gemacht. Er veranstaltet dort auch Ausstellungen mit einheimischen Künstlern oder lässt sich andere kulturelle Events einfallen. Diese Veranstaltungen nutzt er z.B. auch um Spenden zu sammeln, die an ein Projekt gehen, wo Menschen, die an einer seltenen und leider tödlich endenden Krankheit leiden, betreut werden. Solche kleineren kulturellen Angebote, oft von Privatleuten initiiert, gibt es viele auf den Dörfern, kleine Galerien, Laientheater, usw. Leider scheitern viele dieser Projekte dann doch aus finanziellen Gründen.

Wenn ich hier etwas ändern müsste/könnte …
dann würde ich auf jeden Fall viel mehr Radwege bauen lassen. Wir haben hier eine herrliche Gegend, wo man wunderbar Radfahren kann, aber obwohl in den letzten Jahren schon viele Radwege aus- oder neu gebaut wurden, reicht es längst noch nicht. Auf den normalen Straßen zu fahren ist mir zu gefährlich, gerade in der Hauptsaison, wenn viele Touristen mit ihren Autos unterwegs sind und dann auch noch die schweren landwirtschaftlichen Traktoren und Maschinen, die ja oft Überbreite haben.
Was ich sofort noch bauen lassen würde sind Sportspielplätze, die sowohl von Jugendlichen wie Erwachsenen genutzt werden können. Für Jugendliche gibt es insgesamt hier auf dem Land viel zu wenig Angebote, wo sie sich treffen und aktiv sein können.

Zugezogene Stadtmenschen …
fühlen sich hier eigentlich alle sehr wohl. Ich finde es schön, dass viele von ihnen sich hier in der Region auch aktiv engagieren und etwas bewegen.

Zugezogene aus anderen Bundesländern …
haben wir z.B. durch einige größere Biotec-Firmen, die sich hier angesiedelt haben, recht viele. Aber ich kenne auch viele Landwirte, die so zugezogen sind. Ich finde es erfreulich, dass dadurch eben auch jüngere Leute mit Familie hergekommen sind oder hier dann Familien gründen und so der Altersdurchschnitt angehoben wird.

Wenn ich alt werde …
hoffe ich, dass ich mein Geschäft mit jungen Menschen weiterführen kann und es so zu einem Traditionsgeschäft wird, das es auch noch in 100 Jahren gibt.

Ein Wunsch …
Ich würde mir sehr wünschen, dass gerade auch die jüngeren Menschen hier mehr Mut entwickeln und Neues ausprobieren und wagen. Ich merke immer wieder wie viel Potential, Ideen und Träume es hier gibt, aber mit der tatsächlichen Umsetzung hapert es an vielen Stellen. Ich wünsche mir, die Menschen würden es einfach mal wagen, ihre Pläne, Ideen und Träume zu verwirklichen und bin überzeugt, vieles ließe sich realisieren. Sicher, es wäre nicht leicht und bedeutet viel Arbeit aber arbeiten können wir hier ja. Zugleich würde das auch neue Perspektiven gerade für junge Leute und Familien bieten.

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