Literatur & Lyrik ·Privates ·Tagesnotizen 2015

Tagesnotizen

»Ich sah den Reichtum deiner letzten Jahre, in denen ich dir mein Interesse, so gut es ging, verweigert hatte. Ich betrachtete dich neu in diesem Zusammenhang, ließ mich anstecken von der Wertschätzung der anderen, hatte seltsamerweise nicht das Bedürfnis, etwas ‘richtigzustellen’, darüber zu sprechen, wie sehr ich die Mutter in dir vermisst hatte.
Ich konnte nicht genug bekommen von diesen Gesprächen mit Menschen, die dich liebten, die nur Gutes von dir zu berichten wussten. Ich spürte, wie meine wertende, urteilende Haltung dir gegenüber langsam überlagert wurde von etwas anderem: dem Wunsch, dich im Rückblick als die Frau zu sehen, die du auch warst: Eine Frau, die versucht hatte, das Beste aus einem nicht einfachen Leben zu machen.
«
(161; Iris Hakelberg)

»Später ist abgeschafft.«
(176; Doris Lautenbach)

»Man hat dich falsch herum ins Grab gelegt. Ausgerechnet dich, dem es immer so wichtig war, alles richtig zu machen. …
Ich lehne mich manchmal an den Ahorn und schaue hinauf zum Spiel der Blätter. Jedes Blatt an seinem Platz, der Wind vermag es abzureißen, irgendwann. Einstweilen spielt er nur, deutet es an oder wispert: Ich werde wiederkommen und dich mitnehmen, du wirst zur Erde fallen und liegen bleiben, irgendwie, und aufgehen im großen Ganzen. Und man wird sich nicht mehr an das erinnern, was du zu sein versucht hast. Es wird egal sein, ob es dir gelungen ist oder nicht.
«
(197; Silke Jäger)

Heute ist die zweite Version von »1000 Tode schreiben« veröffentlicht worden. Wieder so viele tolle Texte zum Thema Tod klingt irgendwie seltsam, aber es ist wahr!

Ich lese und bin immer wieder sehr berührt von einzelnen Texten. Manche lese ich mehrfach, lasse sie auf mich wirken. Am meisten berühren mich (bisher; ich habe natürlich noch nicht alle Texte gelesen) zwei Texte, in denen sich Passagen finden, die wortwörtlich von mir hätten sein können. Dieser Moment, der mich mit mir völlig unbekannten Menschen verbindet, weil wir fast Deckungsgleiches erlebt und empfunden haben. Das hab ich mir nicht vorstellen können. Nicht bei dem Thema. Ich finde es ungeheuer tröstlich.

Wer das eBook bereits nach Erscheinen des ersten Teils gekauft hat, der bekommt jetzt automatisch die erweiterte Version. Wer es noch nicht gekauft hat, dem empfehle ich es wärmstens. Das E-Book kostet EUR 4,99, die Autor- und Herausgeberanteile am Erlös gehen als Spende an das Kinderhospiz Sonnenhof in Berlin-Pankow. Zu kaufen ist es z.B. bei minimore.de.

In dieser zweiten Version des eBooks bin ich übrigens mit einem eigenen Text vertreten. Tatsächlich habe ich zwei Texte zum Thema geschrieben. Dann musste ich entscheiden, welchen ich für das Projekt einreichen wollte. Vielleicht werde ich beide Texte demnächst auch hier im Blog veröffentlichen, wenn Interesse daran besteht.

3 Gedanken zu „Tagesnotizen

  1. Danke für den Hinweis auf die zweite Version. Ich bin mit der ersten noch nicht durch (kleine Dosen), aber freue mich schon auf die Fortsetzung. Und wüsste, welchen Beitrag ich schriebe.
    Deine beiden Texte hier im Blog: Würde ich begrüßen. Für mich dann vor allem in Bezug auf den zweiten, der nicht in ‘1000 Tode’ veröffentlicht wird.
    Danke auch für das sehr eindrucksvolle Bild zum diesem Artikel hier.

  2. Kann mich oecherin nur anschließen bezüglich des Empfindens gegenüber dem Bild zum Eintrag und bezüglich des Interesses an Deinen beiden Texten!

  3. Danke für Euer Interesse an meinen beiden Texten. Ich werde sie in Kürze hier im Blog einstellen.

    @oecherin - wieso »ich schriebe«? Für die noch ausstehenden zwei Versionen werden ja noch Autoren gesucht. Also nur Mut, schreib Deinen Text und reich ihn ein!

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