Privates ·Tagesnotizen 2015

Tagesnotizen

Winterbäume - © Liisa

Ich habe gestern und heute jeweils eine Stunde lang Vögel gezählt. Für die Aktion »Stunde der Wintervögel« des Nabu. Durch einen Artikel in der Zeitung war ich darauf aufmerksam geworden, und hatte sofort Lust da mitzumachen. Also die Zählhilfe ausgedruckt, das Fernglas gesucht und zusammen mit einem Stift bereit gelegt. Und dann ging es los. Ich hatte ja erst ein bisschen Sorge, dass wegen des Sturms gar nicht so viele Vögel wie üblich zu sehen und zählen wären, aber diese Sorge war unbegründet. Schon erstaunlich wie viele Vögel so innerhalb einer Stunde vorbeifliegen (und vermutlich hab ich nicht mal alle gesehen).
Im Frühjahr, vom 8. bis 10. Mai 2015 gibt es dann nochmal eine ähnliche Aktion, »Die Stunde der Gartenvögel«. Ich glaub, da bin ich dann auch wieder dabei!

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Der Tag war voller krasser Wetterwendungen. Von stürmischem Wind über Schneefall bis hin zu Regen und schließlich wieder Sonnenschein war alles dabei. Kurz bevor es anfing zu schneien, wurde es wieder dunkel. Man hätte denken können, gleich geht die Welt unter, stattdessen fingen die Schneeflocken an zu rieseln. Schöne große aber nasse Schneeflocken und zwar eine ganze Menge. Ich dachte, so ist es manchmal im Leben. Man deutet die Zeichen und denkt ‘gleich geht die Welt unter’ und dann kommt überraschend doch etwas Schönes und die Welt denkt gar nicht daran unterzugehen. Der stürmische Wind wehte uns sogar einen Sperber in den Garten, der reichlich zerzaust und klitschnass nicht sehr glücklich aussah.

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Einige Freude hatte ich an »The Daily Routines of Famous Creative People«. Da kann man auf Infografiken sehen, wie berühmte Schriftsteller, Maler, Komponisten, Musiker, Architekten etc. ihre Tage einteilten. Das ist durchaus interessant und lässt einiges an Rückschlüssen zu.

Ich habe z.B. festgestellt, dass ich den vergangenen Jahren ähnliche Schlafgewohnheiten hatte wie Pablo Picasso. Im Moment ähneln meine Schlafgewohnheiten denen von Charles Dickens und Le Corbusier, da ich gerade versuche, sie etwas umzustellen.

Allerdings kann es gut sein, dass ich am Ende doch wieder à la Picasso schlafe, da das meinen Typ eher entspricht. Je später der Tag, desto produktiver und kreativer werde ich eigentlich. Im Moment finde ich es zwar durchaus toll, zu sehen wie es am Morgen hell wird, aber gleichzeitig habe ich das dumpfe Gefühl, dass mein Körper und Geist mit der neuen Schlafroutine, nicht wirklich glücklich sind. Morgens beschwert sich das Hirn, wenn ich was von ihm will und produziert bemerkenswerte Kurzschlüsse und Aussetzer. Abends beschwert sich mein Hirn »Hey, was soll das jetzt, ich laufe gerade zur Hochform auf, und Du willst mich zwingen jetzt abzuschalten und runterzufahren?!«

Wobei ich gerade überlege, warum ich mich überhaupt bemühe, meine eigentlich bewährte Schlafroutine umzustellen? Ja, warum? Weil sie zumindest in meinem (mecklenburgischen) Umfeld sehr sehr (!) ungewöhnlich ist, und ich dadurch anderen häufig irgendwie als »verdächtig« erscheine. Wer nicht in das gesellschaftlich übliche Raster passt, fällt halt auf und auf dem Dorf sowieso, wo jeder Rollladen, der nicht um 6 Uhr hochgezogen ist, schon als verdächtig gilt. Jemand, der unter der Woche offensichtlich nach 8 Uhr noch in den Federn liegt und bekanntermaßen nicht als Nachtschwester, Nachttaxifahrer oder was weiß ich arbeitet, mit dem kann doch was nicht ganz in Ordnung sein. Faule Socke das! Schlendrian! Oder gar eine Inkarnation von Oblomow?

Nee, ich kann mir meine Zeit halt selber einteilen und funktioniere und arbeite eben in einem anderen Rhythmus. Vielleicht ist es aber genau diese unterschwellige Wahrnehmung des »Aneckens«, die mich dazu gebracht hat, zu versuchen, mich der üblichen Schlafgewohnheiten im Umfeld anzupassen. Wohlwollende bis erstaunte Blicke der Nachbarn, die mich jetzt in (aus meiner Sicht) aller Herrgottsfrühe sehen, sind mein Lohn. Aber das Murren und Stolpern meiner inneren Uhr ist doch nicht zu leugnen und nimmt zu.

Trotzdem bin ich entschlossen, erstmal dabei zu bleiben, meinen Schlafrhythmus dem hier Üblichen anzupassen. Noch rede ich mir nämlich ein, dieses unterschwellige Gefühl des damit »Unglücklichseins« könnte nur vorübergehend sein, bis sich der Körper und meine innere Uhr wirklich umgestellt und daran gewöhnt haben (stellen Sie sich hier das leise Kichern meiner inneren Uhr vor, die gar nicht daran denkt, sich umzustellen)!

2 Gedanken zu „Tagesnotizen

  1. Gustave Flaubert, ganz klar, wenn man mich lässt. Ich lasse mich jedenfalls in letzter Zeit, lebe aber glücklicherweise in Berlin und bin damit relativ unauffällig. Lustige Seite. Interessant.

  2. @ Indica - Aha, Flaubert also. Sie sind ja sogar noch »extremer« als ich, da insgesamt weniger Schlaf. Oder halten Sie dafür dann noch irgendwann während des Tages einen Mittagsschlaf, wie zumindest einige der aufgeführten Kreativen es gemacht haben?

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