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Essen wir noch oder fressen wir schon?

Ich habe gerade das Buch »Tiere essen« von Jonathan Safran Foer gelesen. Momentan wohl die aktuelle Lektüre von vielen, denn offenbar sind die Menschen gerade in größerer Anzahl willig, ein Buch zu diesem Thema zu lesen und sich mit den Fragen, die dadurch aufgeworfen werden, auseinanderzusetzen.

Vieles was im Buch zu lesen ist, hat man - zumindest wenn man nicht mit Scheuklappen durchs Leben geht -, so oder ähnlich schon mal gehört, gelesen oder sogar in entsprechenden Reportagen gesehen. Allerdings sind wir Menschen gut im Verdrängen und so ist es vermutlich grundsätzlich gar nicht schlecht, jetzt mal wieder mit der Nase auf diese Themen gestoßen zu werden. Und es ist auch etwas anderes, ob man mal hier einen zwar eindrücklichen aber doch kurzen Artikel zum Thema liest oder einen entsprechenden Beitrag im Fernsehen sieht oder ob man diese Informationen gebündelt und massiv auf mehreren hundert Seiten präsentiert bekommt.

Während ich das Buch gelesen habe, habe ich mich selbst bzw. meine Gedanken und Reaktionen darauf beobachtet. Ziemlich schnell stellte sich unterschwellig der Gedanke ein: Naja, das sind halt amerikanische Verhältnisse, in Europa oder bei uns in Deutschland wird es soooo schlimm schon nicht sein. Dann erzählte mir jemand, der das Buch schon gelesen hatte, dass es im Anhang aktuelle Zahlen und Informationen über die Situation in Deutschland gäbe und soooo viel besser steht es hier eben auch nicht, wie ich dann schnell feststellen musste.

Als es um das Thema Masthähnchen- und Legehennen-Massenzucht ging, stellte sich bei mir sehr schnell der Gedanke ein, dass das alles klang, wie KZs für Geflügel. Der Gedanke war mir unangenehm, erschien mir übertrieben und ich schob ihn weg, bis ich dann von den Verbrennungsöfen las, in denen die Kadaver verendeter Tiere verbrannt werden. Ab da konnte ich diese Assoziation nicht mehr wegschieben.

Was in dem Buch über die Behandlung der Tiere von der Aufzucht über die Haltung bis hin zum Schlachten berichtet wird, ließ in mir die Frage auftauchen: Was sind das für Menschen, die in diesen Betrieben arbeiten? Mal abgesehen davon, dass es mir schon schwerfällt, mir vorzustellen, jeden Tag Tiere zu schlachten, wenn alles drumherum ideal wäre, setzt mein Vorstellungsvermögen komplett aus, wenn ich lese, was für Szenen sich in vielen Betrieben und auf den Schlachthöfen offenbar tatsächlich abspielen. Von (unnötiger) brutaler Gewalt bis hin zu Perversionen ist alles dabei. Das ist für mein Empfinden und Denken absolut nicht zu rechtfertigen, auch nicht wenn es sich ja »nur« um Tiere handelt. Hier toben sich offenbar Psychopathen, Sadisten, Tierquäler und ich weiß nicht was noch, aus und werden dafür noch (wenn auch mies) bezahlt. Wenn die geschilderten Zustände tatsächlich verbreiteter sind, dann ist es dringend an der Zeit, uns ganz allgemein mal gründlich zu hinterfragen.

Beim Lesen des Buches stellte sich bei mir eine Menge Wut ein. Wut auf die Betreiber und Mitarbeiter solcher Massenzucht-Betriebe, Wut auf Behörden, die trotz ihres Wissens nichts unternehmen, um solche Praktiken zu unterbinden, Wut auf die ganze Industrie, die da entstanden ist und die sich eine goldene Nase verdient, während sie die brutale Mißhandlung dieser Lebewesen, Umweltverschmutzung in riesigem Ausmaß und letztlich die Schädigung der Gesundheit ihrer Kunden billigend in Kauf nimmt. Und schließlich auch Wut auf mich selbst, weil ich Teil des ganzen Systems bin.

Ich habe Fleisch gegessen und esse es (momentan) noch. Ich habe dies und das gehört und mich nicht weiter gekümmert bzw. verdrängt, und ich habe sogar jetzt noch die Angst, dass ich genau das wieder tun könnte. Meine Wut ist nämlich auch eine ziemlich ohnmächtige Wut. Ich frage mich, was um alles in der Welt, kann ich denn tatsächlich tun. Wie will man dieses System aufhalten, ändern? Wie viele Menschen müssten denn aufhören Fleisch zu essen oder zumindest den Konsum massiv zurückschrauben, damit sich wirklich etwas im System ändern würde? Ist das nicht im Grunde wieder mal ein Rad, das nicht zurückgedreht werden kann. Wir werden wohl kaum zum guten alten Bauern, der im Einklang mit der Natur und in Achtung vor dem Vieh lebt, zurückkehren (können).

Wie Foer selber ziemlich zu Beginn des Buches darlegt, wissen sehr viele Menschen, dass da etwas ganz gewaltig schief läuft und verurteilen es (theoretisch), wollen etwas anderes aber wir sind scheinbar trotzdem nicht in der Lage, tatsächlich etwas zu ändern. Dann höre ich jemanden sagen, dass alles im Kleinen anfängt aber es fällt mir offengestanden schwer, zu glauben, dass dieses System tatsächlich aufgehalten oder durchschlagend geändert werden kann, indem ein paar Menschen eben kein oder nur noch wenig Fleisch essen. Alles was man damit sicher erreicht ist, dass man zumindest zu sich selbst sagen kann: Ich bin nicht mehr Teil dieses Systems. Das System selber bleibt unberührt und ungerührt.

Jonathan Safran Foers Buch »Tiere essen« hat mich mit vielen Informationen versorgt und das ist gut so. Es hat mich gezwungen, mich mit grundlegenden Fragen mal wieder auseinanderzusetzen, was per se auch ein gute Sache ist. Es läßt mich wütend zurück mit vielen neuen Fragen, Ratlosigkeit und einer tiefen Frustration wegen des Ohnmachtsgefühls, das sich meiner beim Nachdenken über die Konsequenzen, die sich aus der Lektüre ergeben, bemächtigt hat. Meinen Fleischkonsum habe ich in den vergangenen Jahren im Vergleich zu früher schon deutlich heruntergeschraubt und ich denke, das wird nun noch mehr der Fall sein auch wenn ich sicher nicht zum vollen Vegetarier oder gar Veganer werde aber wer weiß, vielleicht ist für mich auch dafür irgendwann die Zeit reif. So eine weitreichende Entscheidung will ich nicht unmittelbar im Anschluß an diese Lektüre treffen. Ich bin noch nicht fertig damit zu durchdenken, was ich gelesen habe und für mich persönlich die Konsequenzen zu ziehen aber ich bin entschlossen, diese Fragen zu bedenken und Konsequenzen zu ziehen, wo das für mich sinnvoll und notwendig ist.

Eigentlich wäre es schön, wenn das Buch von Foer wirklich zu einer breiten und lebhaften Diskussion zu diesen Themenbereichen führen würde. Mich würde schon sehr interessieren, wie es anderen bei der Lektüre ergangen ist, welche Gedanken sie bewegt haben, welche Reaktionen sie auf das Gelesene hatten und wie sie das Ganze einschätzen bzw. zu welchen Erkenntnissen und Konsequenzen das bei ihnen führt.

Es lässt sich jetzt schnell verkünden: »Ich werde Vegetarier/Veganer!« aber das will ja dann auch durchgehalten werden und die nächsten Probleme stehen dann schon vor der Tür, denn ein Ausweichen auf vegetarische Kost löst das Problem auch nicht, sondern verlagert es nur mehr oder weniger. Obst, Gemüse und Getreide werden heute mit allerlei Chemikalen gespritzt oder gleich genetisch verändert oder sonstwie verunreinigt. Wie gehen wir damit denn um? Nicht jeder kann sich einen Garten leisten und alles selber anbauen. Machen wir uns alle im Grunde doch nur etwas vor? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht, sehe keine praktikablen Lösungen, schon gar nicht wenn man das ganze Thema dann auch noch global betrachtet und an die Milliarden Menschen denkt, die alle ernährt werden wollen. Ist die Vorstellung von einer ethisch vertretbaren Ernährung im Grunde nur eine Utopie, eine Sehnsucht nach einer Art »irdischem Paradies«?

Eigentlich fängt es schon mit der Frage an: Essen wir noch oder fressen wir schon? Wie bewusst essen wir eigentlich noch? Wieviel Zeit nehmen wir uns für das Essen? Setzen wir uns noch richtig an den Tisch oder lümmeln wir am Schreibtisch, vor dem Computer oder auf dem Sofa vor dem Fernseher herum? Essen wir langsam und genussvoll oder schlingen wir unsere Mahlzeiten nur noch herunter, sei es aus (angeblichem oder tatsächlichem) Zeitmangel, schlichter Gier und Bedürfnisbefriedigung? Essen wir noch in gesunden Mengen oder stopfen wir alles nur noch wahllos in uns hinein? Wie sehr sind wir mit unseren Gedanken am Tisch anwesend und wirklich mit der Nahrung, die vor uns steht, befasst, wenn wir essen? Ist es ein gutes Zeichen, dass die Koch-Shows bei uns boomen? Oder ist es vielleicht eher ein Warnsignal? Werden dadurch unser(e) Bedürfnis/Gier nach noch mehr und exquisiterer und exotischerer Nahrung nur noch mehr angestachelt? Wollen wir im Grunde vielleicht nur unser Selbstwertgefühl und unser Ansehen bei anderen aufwerten, in dem auch wir uns brav einreihen in die scheinbar ständig anschwellende Reihe von semi-professionellen Köchen, die selbstverständlich alle nur das Beste vom Besten wollen, wenn es um die Lebensmittel geht (notfalls auch um die halbe Welt gekarrt und vor allem teuer bezahlt! Schließlich lassen wir uns unser Essen etwas kosten, wenn wir es uns leisten können)? Wird hier nicht die Gesellschaft systematisch zum Konsum (von Lebensmitteln) erzogen und angehalten und damit wieder zur (manchmal buchstäblich) fetten Beute der Lebensmittelindustrie, zur der auch die Massenzuchtbetriebe gehören? Unangenehme und provokante Fragen, die aber gestellt werden müssen und auf die jeder für sich Antworten finden und geben muss und auch hier gilt: keine Antwort ist auch eine Antwort.

Meine Rezension zum Buch im Litblog

14 Gedanken zu „Essen wir noch oder fressen wir schon?

  1. Danke für Deinen raschen Bericht. Ich bin erst am Anfang der Lektüre von »Tiere Essen«, aber viele parallele Gedanken zeichnen sich schon ab.
    Prinzipiell sehe ich es auch jetzt schon so wie Du: auch wenn man als Einzelmensch nichts an diesem System ändern kann, ist es wichtig für sich selbst die notwendigen Schlüsse zu ziehen. Die ja nicht in einer kompletten Umstellung der Ernährung enden müssen. Schwieriges Thema, aber stellen sollte sich ihm jeder.

  2. Hallo Liisa, ich tue mich schwer damit zu kommentieren, weil ich seit mehr als 10 Jahren kein Fleisch mehr esse. Wohl aber Fisch, Eier und sämtliche Milchprodukte. Ich bin dabei weder dogmatisch und schon gar nicht aus dem Gedanken heraus der Mensch dürfe aus ethischen Gründen kein Fleisch essen. Ich habe auch noch nie jemanden agitiert. Ich esse auch Dinge die in Pfannen und Töpfen zubereitet wurden, in denen schon Fleisch geschmort wurde. Ich schicke das alles vorweg, weil die Erfahrung zeigt, das man seine »vegetarische« Haltung immer erklären muss.

    Ich weiß wie Fleisch schmeckt, ich weiß sogar wie gut Fleisch schmeckt. Schließlich habe ich alles gegessen was so kreucht und fleucht. Aber bei mir waren 2 Auslöser für die derzeitige Wahl meines Speiseplanes entscheidend: 1) Die Lebensmittelskandale und Berichte über die Fleischproduktion und 2) meine Schwester hat es mir vorgemacht und ist dabei nicht umgefallen ;-)

    Wenn man das Thema bis zum Ende denkt, kommt man zwangsläufig zu zwei Punkten. 1) Wie kann es sein, dass 1 Kilo Fleisch nur wenige Euros kostet? Früher gab es den berühmten »Sonntagsbraten«. Fleisch war etwas besonderes. Heute ist es Ramschware. In diesem Sinne wird tatsächlich gefressen, statt zu geniessen. Das hat auch mit der Menge verfügbaren und auch konsumierten Fleisches zu tun. Insofern glaube ich, dass es ein Riesenschritt wäre, wenn alle den Fleischkonsum einschränken. (Gilt auch für den Fischkonsum, insbesondere bedrohte Arten).
    Wenn radikal weniger Fleisch gegessen würde und sei es nur, weil es »schweineteuer« ist, wäre es möglich die Produktion von Masse auf vernünftige Haltung umzustellen. Es ist kostet eben mehr langsam wachsen zu lassen und artgerecht zu halten und zu füttern. (Ãœber den Wahnsinn Pflanzenfresser mit Tiermehl zu füttern und die Antibiotikbeigaben will ich mich hier nicht auslassen, das Buch sagt sicher einiges dazu)

    2) Die Bevölkerungsfrage wurde ja jahrelang ausgeblendet. Aber vielleicht sollte die Frage nach »Wie viel hält dieser Planet aus?« wieder mal in den Mittelpunkt gerückt werden. Allerdings spielt der Fleischkonsum in den bevölkerungsreichen Gegend des Planeten eine nicht so große Rolle wie in den USA und Europa, oder?

    Die sich aus 1) ergebende soziale Frage (Können nur noch reiche Leute Fleisch kaufen?) muss natürlich auch berücksichtigt werden. Ich habe als Student zaghaft im Bioladen angefangen. Erst Kartoffeln, weil die quasi dasselbe wie im Supermarkt kosten. Dann Brot (vor allem auch wegen des Geschmacks!). Dann Obst. Dann Milch, Butter usw. Je mehr ich mir durch den Job leisten konnte, desto mehr habe ich Dinge gekauft, von denen ich glaube, dass sie mit Vernunft erzeugt sind (sicher wird man auch dabei ab und zu verarscht). Das ist mein ganz eigener Weg. Jeder geht den Weg anders.

    Das Leben bleibt ein Kompromiss. Den muss man jeden Tag aufs Neue mit sich und seiner Umgebung aushandeln. Also, verwandele deine Wut in kleine Schritte. Das macht Spaß und fühlt sich gut an! :)

  3. @ Markus - ich vermute mal, Du wirst Dich nach Abschluss der Lektüre auch nochmal zu Wort melden und bin schon gespannt, wie Dein Fazit ausfallen wird!

  4. @ sabbeljan - erstmal vielen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar! Ich hab mich sehr darüber gefreut! Übrigens, hättest Du mir Deine vegetarische Haltung nicht erklären müssen! :) Ich würde da höchstens nachfragen, wenn jemand diese radikal auch von anderen einfordert aber das tust Du (und die meisten Vegetarier, die ich kenne) ja nicht!

    Die Lebensmittelskandale waren für mich übrigens auch der erste »durchschlagende« Anstoß, meinen Fleischkonsum zu überdenken und erste Konsequenzen zu ziehen.

    Zur Frage »Wie viel hält dieser Planet aus« (mal nur auf Nahrung bezogen!), kann ich nur sagen, dass man schätzt, dass man von dem, was wir momentan auf dieser Erde an Lebensmitteln produzieren 12 Milliarden Menschen ernährt werden könnten, d.h. eigentlich ist längst ausreichend Nahrung da. Umgekehrt hat man festgestellt, dass allein von den Lebensmitteln, die jährlich in Haushalten in Großbritannien weggeworfen werden, 113 Millionen Menschen ernährt werden könnten. Jedes Jahr werden Millionen Tonnen produzierter Lebensmittel einfach vernichtet. Allein in Deutschland werden Jahr für Jahr ca. 20 Prozent der produzierten Lebensmittel vernichtet. Es müsste also eigentlich gar nicht noch mehr produziert werden, es müsste vernünftiger verteilt werden! Ja, man könnte die aktuelle Produktion von Lebensmitteln getrost um ein Drittel kürzen und hätte immer noch ausreichend um alle Menschen zu ernähren!

    Aber wie Du ja selber geschrieben hast, ist der Fleischkonsum in den bevölkerungsreichsten Gegenden des Planeten eh nicht so hoch wie bei uns. Die Umweltschäden dir durch unsere Art der Nahrungsproduktion entstehen bekommen allerdings auch diese Gegenden zu spüren und sie werden teilweise mit minderwertigen Nahrungsmittelprodukten aus der sog. 1. Welt überschwemmt bzw. einheimische Märkte werden durch die Handelsbestimmungen und Subventionen bei uns systematisch kaputt gemacht, so dass sie in diesen Ländern - wenn sie denn Fleisch wollen - gezwungen sind, zu importieren und von uns zu kaufen.

    Zur Frage: »Können nur noch reiche Leute Fleisch kaufen?«: Was nutzt es, wenn auch arme Leute Fleisch kaufen können, das aber qualitativ so mies ist, dass sie auf lange Sicht sogar davon krank werden oder z.B. Antibiotika-Resistenzen entwickeln, die sie im Ernstfall dann sogar das Leben kosten können? Und vielleicht würden wir ja das Fleisch auch wieder mehr und wirklich schätzen, wenn wir dafür etwas sparen müssten?

    Meine Skepsis, ob das kaputte System durch den Verzicht einiger Weniger auf Fleisch verändert werden kann, bleibt bestehen aber damit wollte ich natürlich nicht ausdrücken, dass ich für mich darum auch keine »kleinen« Schritte erwäge und umsetze. Letztlich geht es ja nicht nur um das System, sondern auch individuell um uns selbst: will ich mir und meinem Körper Fleisch, das aus diesem System stammt, tatsächlich antun? Meine Wut auf mich selbst bedeutet nicht, dass ich quasi erstarre und alles lasse wie es ist, sondern ist viel mehr eine Antriebskraft, tatsächlich konkret etwas zu verändern - für mich individuell.

    Danke Dir für Dein Beispiel und Deine ermutigenden Worte, sich in dieser Hinsicht auf den Weg zu machen und zwar Schritt für Schritt! :)

  5. Liebe Liisa,

    ich bin ja nun zur Hälfte ansässig in Ostvorpommern, und in dieser menschenleeren Gegend siedeln sich mit Vorliebe und mit dem Argument der Arbeitsplatzbeschaffung Schweinezuchtbetriebe an, zum Teil von Betreibern, die woanders gar nicht mehr dürfen..

    1 Arbeitsplatz auf 1000 Tiere - ist die Regel. Und dafür gibt die Regierung in Schwerin dann noch Zuschüße, und das Land verkommt, weil hektoliterweise Gülle auf die angekauften Felder ausgebracht wird, statt wenigstens Bio-Gas draus zu machen, und die Menschen fliehen.

    So jetzt an der Tollense, vorher bei Anklam in kleinen Dörfern

    Es ist ein Graus. Uns Menschen wurde, wenn wir dran glauben, die Verantwortung für die Welt anvertraut, aber wir ruinieren sie.

  6. Guter Beitrag!

    Weiß noch nicht, ob ich das Buch lesen werde. In den letzten Jahren gab es unter anderem so viele Dokumentationen/Filme über das Thema. (z.B. FAST FOOD NATION oder WE FEED THE WORLD - übrigens sehr zum Empfehlen)

    Ich glaube nicht, dass sich die Leute »bewusst« ernähren. Wenn dann sind es sehr wenige. Was mir aufgefallen ist, zumindest in meinem Freundeskreis, dass manche etwas anfangen, darüber nachzudenken, was/wie sie essen.
    Mehr zu Kochen statt Aufzwärmen und eher Gemüse und Obst zu sich zu nehmen. Aber genauso oft hört man auch, wie toll manche es finden, günstiges Fleisch oder anderes Essen wieder eingekauft zu haben…

    Ob man mit der eigenen Einstellung was ändern kann?
    Glaub ich nicht!
    Die Welt/Gesellschaft ist so eingefahren und blind teilweise und es geht doch überall nur ums Geld. Gegen das Geld kommt keiner an.

    Ich esse sehr selten Fleisch und wenn, dass kaufe ich nur beim Biohändler oder direkt von Bauernhöfen. Da kostet das Fleisch dann auch richtig viel Geld, aber es schmeckt 1000mal besser und man schätzt es doch auch viel mehr, wenn man dafür etwas mehr Geld hinlegen muss.

    Dieses »Billig-Denken« ist sowieso ein Teufelskreis. Gerade in der Ernährung.
    Genauso schlimm ist dieser Überfluss. Überall gibt es alles und jedes und dadurch wird der Mensch verwöhnt und denkt nicht mehr über die Folgen nach. Früher gab´s im Winter halt nur gewisses Gemüse und gut. Heute gibt es alles, weil es von überall her herggekarrt wird.

    Die Frage ist doch: Brauchen wir das? Wäre es schlimm, wenn wir uns mal wieder etwas Zurücknehmen müssten? Demut zeigen müssten? Dankbar sein müssten, für etwas Fleisch etc…?

    Ein Thema, über das man lange diskutieren kann!

    Finds toll, dass du hier auch sowas ansprichst! Damit bewegst du ja schonmal was!!

  7. Hallo Mandy!

    Auch Dir »Dankeschön, dass Du Dich hier zu Wort meldest!« Ich persönlich denke auch, dass wir es nicht brauchen, dass es alles jederzeit gibt. Ich würde es allerdings nicht als »Demut üben« bezeichnen, diese Dinge nicht zu haben bzw. einfach nicht zu kaufen, wenn nicht ihre Saison ist. Ich glaube, echte »Demut« ist nochmal was anderes.

    Das Thema »billig« sehe ich ebenfalls sehr kritisch. Die Bevölkerung wird ja schon seit Jahren auf »billig« hin »erzogen« á la »Geiz ist geil« etc. Und jeder der auch nur halbwegs rechnen kann, muss klar sein, dass alles, was wir »billig« in den Läden bekommen irgendwo einen Haken hat und wenn der »Haken« irgendwo in Indien oder China sitzt und unter inhumanen Bedingungen die Kleidung zusammennähen muss oder sich beim Anbau von Produkten langsam selber vergiftet weil mit sonstwas gespritzt wird, etc.

    Leider ist es aber mit uns Menschen so, dass was wir nicht direkt vor Augen haben, bzw. was uns nicht direkt und schmerzhaft trifft, gerne verdrängt oder übersehen wird. Wie Du ganz richtig schreibst: es geht ums Geld. Jeder will möglichst viel davon haben und möglichst wenig davon investieren aber das Maximum rausholen. Das ist eine sehr kurzsichtige und schädliche Einstellung und Prägung.

    Wenn man sich mit Freunden oder Bekannten darüber unterhält, dann heißt es schnell: »Warum soll ich das doppelte oder dreifache für ein Produkt bezahlen, wenn ich es auch viel günstiger bekommen kann. Da wäre ich ja schön blöd!« Und so kommen wir natürlich keinen Schritt weiter.

  8. Hallo liisa,
    danke, daß du dieses Thema angesprochen hast.
    Auch ich war und bin nicht ausschließlich Vegetarierin, esse ab und zu gerne ein Schnitzel oder eine Bratwurst. Seid ich aber Informationen über die »Fleischindustrie« und den grausamen Umgang mit den Tieren habe, ist mir der Appetit vergangen. Wenn ich Fleisch kaufe, dann nur noch vom Biohof (es gibt jetzt eben weniger).
    Ich denke, viele Menschen (besonders aus den reichen Ländern) haben leider den Respekt vor unserer Natur -und damit meine ich alles, was auf unserer Erde existiert- verloren.
    Das macht mich wütend und traurig, aber ich teile deine Meinung: solange es der einzelne nicht am eigenen Leib spürt (z.B. BSE) wird sich wohl leider nichts ändern.
    Zum Schluß noch ein dickes Danke schön für deinen informativen und wunderschönen Blog!!!!

  9. Hallo Inge, auch Dir ein »Herzlich Willkommen! hier und danke, dass Du Dich zu Wort meldest und für Dein positives Feedback zum Blog überhaupt. Ich hab mich sehr darüber gefreut!

  10. Wenn ich mich richtig erinnere, hofft Safran Foer, dass man andere mit dem eigenen Verhalten inspirieren kann. So eine Art Schneeballsystem. Vor 20 oder noch mehr Jahren gab es viel weniger Leute, die sich Gedanken ums Essen gemacht haben, als heute. Warum sollen es in noch einmal 20 Jahren nicht sehr viel mehr sein? Vegetarische Gerichte sind inzwischen Standard. Egal ob in Restaurants, Kantinen, Kliniken oder bei privaten Festen. Dass die Wirtschaft flexibel ist, zeigen auch die zunehmenden Bioläden. Das vorherrschende System wird sich nicht halten können. Es richtet zu viel Schaden an, den auch die Politik irgendwann nicht mehr wird ignorieren können.

    Über die Leute, die in den Fabriken und Schlachthöfen arbeiten, hat er auch geschrieben. Nämlich, dass es viele nicht lange aushalten. Ein Bekannter hat seinen Eltern zuliebe, sie hatten eine Metzgerei, Metzger gelernt. Er hat es nicht ausgehalten, wie im Schlachthof mit den Tieren umgegangen wird, deshalb hat er nach der Lehre studiert. Die Geschichten waren so schlimm, dass es mir die Sprache verschlagen hat.

    Ich bin nicht Vegetarierin. Esse aber nicht viel Fleisch und Fisch übers Jahr. 15 - 20 Kilo, habe ich mal überschlagen. Wenn man selten Fleisch isst, dann kann man sich sogar das teure Biofleisch leisten. Früher hatten die meisten Leute auch nicht jeden Tag Fleisch auf dem Teller.

    Ich habe selbst nur kurz über das Buch gebloggt.

    http://loreley.twoday.net/stories/6486814/

  11. Hallo loreley, danke auch Dir für Deinen Kommentar. Habe mir Deinen Blogeintrag durchgelesen und fand auch die Karte der Verteilung des Fleischkonsums sehr interessant!

  12. Danke für die zahlreichen Gedanken zu diesem Thema. Mich treibt dabei die fatale (?) Situation um, dass es ein globales Problem ist, das auch im globalen Maßstab immer mehr pervertiert. Dies auf systemischer Ebene zu verstehen und praktische Alternativen zu entwickeln ist bislang nicht leicht, aber zweifellos dringend erforderlich. Dabei geht es nicht nur um Wohlstand, sondern auch um Elend. (In den Kommentaren wurden ja schon einige Aspekte angesprochen.)

  13. Angesichts des aktuellen Fleischskandals ist es unerheblich, dass der Blogeintrag schon etwas älter ist. Geändert hat sich seitdem nämlich noch nicht viel. Erst kürzlich habe ich das Buch »Anständig essen: Ein Selbstversuch« von Karen Duve gelesen. In diesem Buch schreibt die Autorin über ihre persönlichen Erfahrungen mit verschiedenen Ernährungsformen. Nicht jede Form ist für jeden Menschen geeignet, aber zumindest nachdenken kann sicher jeder.

    Ich glaube nicht, dass ich je Vegetarier sein möchte, aber weniger Fleisch zu essen, ist kein Problem. Meine Frühstückseier kommen schon heute aus meinem eigenen Hühnerauslauf und schmecken besser als alle Supermarkteier zusammen.

    Zugegeben, nicht alle Menschen haben Zeit und Lust, sich um eigene Tiere zu kümmern. Aber vielleicht gibt es in der Nähe jemanden, dem es nichts ausmacht, ein paar Hühner mehr zu halten und einige Eier abzugeben. Allerdings müsste der Verbraucher dann ein bißchen mehr für seine Frühstückseier zahlen, denn glückliche Hühner brauchen Platz und frische Luft. Gutes Futter ist auch nicht umsonst zu haben. Sicher rettet man damit nicht die ganze Welt, aber wenn jeder ein wenig tut, macht das in der Summe schon eine ganze Menge aus. Das geht natürlich auf Kosten der Bequemlichkeit, aber das sollte einem die Welt schon wert sein.

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